Es gibt Destinationen, die sind einfach für etwas ganz bestimmtes bekannt. So auch Madeira, die Insel, die gemeinhin als Blumeninsel bekannt ist. Oder als Insel des ewigen Frühlings. Oder als Rentnerinsel. Oder auch als englische Enklave. Ach, Madeira ist irgendwie für vieles bekannt. Also wird es Zeit, mir das mal selbst anzuschauen.
Mich reizt die Destination durch ihre Lage. Irgendwo im Atlantik, zu Portugal gehörend, aber geografisch auf gleicher Höhe wie Marokko. Und es ist eine Insel. Ich liebe Inseln. Jede Insel ist anders und ein eigener kleiner Mikrokosmos. In diesem kleinen, eigenen Welten fühle ich mich immer ganz klein und manchmal auch irgendwie verloren. Wenn ich mich umschaue und nur Wasser sehe, ist das ganz besonders schön. Das sonstige vorherrschende Gefühl des Vernetztseins schwindet und plötzlich sind da nur noch die Insel und ich. Ein tolles Gefühl.
Das Madeira etwas besonderes ist, merke ich schon beim Landeanflug. Dieser hat es nämlich in sich, gehört er doch zu den weltweit herausforderndsten. Piloten brauchen eine Extra-Lizenz für die Landung. Als wir angeflogen kommen, sehen wir Madeira zu unserer Rechten. Doch schon machen wir eine scharfe Rechtskurve und fliegen die Landebahn, nur knapp über dem Meer, an. Diese ist super kurz, wir bremsen scharf und kommen heil an. Am Boden begrüsst uns die örtliche Feuerwehr mit Wasserfontänen, schliesslich befinden wir uns auf dem Erstflug von Germania von Zürich nach Funchal.
Streetart und Azulejos in portugiesischer Architektur
Bei der ersten Erkundungstour durch das Städtchen Funchal, zeigt sich das Wetter wechselhaft. Herrscht noch strahlender Sonnenschein vor, ziehen in der nächsten Minute dunkle Regenwolken auf und es giesst wie aus Kübeln. Nicht nur ein bisschen Nieseln, nein, richtig strömender Regen. Aber das ist schnell vorüber und ein laues Lüftchen geht. So geschieht es eigentlich tagein, tagaus. „Ach, hier kann man jeden Tag die verschiedensten Wetterlagen und manchmal sogar gefühlte Klimazonen erleben“, wird mir erzählt.
Funchal, was übersetzt übrigens „Fenchel“ bedeutet, mag mich auch architektonisch beeindrucken. Ich mag die portugiesische Architektur sowieso und hier, mitten im Atlantik, kann ich mich noch einmal mehr dafür begeistern. Vielerorts gibt es die schönen Azulejos, bemalte Keramikfliesen, zu bewundern. Aber auch viele Gebäude in Funchal erhaschen meine Aufmerksamkeit. Angefangen bei der Kathedrale Sé, dem Rathaus oder dem ockergelben Fortaleza de Santiago, welches besonders bei Nacht richtig strahlt. Als Streetart Liebhaberin muss ich hier natürlich auch die Kunst in den Strassen Funchals erwähnen! Es gibt so vieles zu bestaunen!
Madeira ist nicht umsonst die Blumeninsel
Einige Klischees sind immer wahr. Was Madeira angeht, betrifft das die Blumeninsel. Zu jeder Jahreszeit blüht irgendwo etwas, meistens sogar einiges zusammen. Einen besonders schönen Einblick in die Flora der Insel, gibt es im botanischen Garten. Über 2000 Pflanzen aus Madeira und der Welt sind hier zu finden. Zudem gibt es ein Naturhistorisches Museum und der Garten lässt einem durch eine Mischung aus asiatischer und portugiesischer Architektur rätseln und die Sicht auf Funchal geniessen.
Schon mal eine Kreuzung von Banane, Birne und Ananas probiert?
Eines der Highlights von Funchal ist der Besuch des Marktes am Vormittag. Der Mercado dos Lavradores ist tatsächlich ein Fest für die Sinne. Der Markt im Zentrum der Stadt ist zwar nicht besonders gross, dafür aber umso lebhafter. Das Besondere daran ist aber das Entdecken der vielen unbekannten Früchte. Diese gibt es auf dem Markt zu probieren. Aber Vorsicht: Der Markt ist mehr oder weniger eine Touristenfalle und die Preise sind extrem hoch. Der Markt ist zwar sehr schön anzusehen und bietet tolle Fotomotive. Die Verkäufer sind aber sehr aufdringlich und die Preise teilweise eine Frechheit. Hingehen und es sich anschauen lohnt sich aber allemal.
Es gibt noch ein weiteres Touristenhighlight, welches man sich aber sparen kann: Eine Korbschlittenfahrt. Die Korbschlitten und das Flechten ist ein altes Handwerk aus Madeira, wird heute aber zu rein touristischen Abfahrten von „Monte“ nach Funchal benutzt. Die Abfahrt dauert ca. 10 Minuten und ist ganz in Ordnung. Aber es ist bestimmt nichts, was man unbedingt gemacht haben muss.
Da gibt es etwas viel besseres, was Madeira zu bieten hat: Die Natur. Die Insel ist tatsächlich einzigartig schön und gerade weil es steil zerklüftete Küsten hat, gibt es weder Badeurlauber noch Massentourismus. Was aber boomt, ist der Outdoor-Tourismus und das nicht umsonst….
Mit dem Enduro-Mountainbike durch Madeira
Eine Variante, Madeira etwas anders kennenzulernen, ist per Mountainbike. Mit dem Bike kommt man vorwärts, wir können also innerhalb kurzer Zeit einiges an Natur von Madeira sehen. Und das lohnt sich! Zwar verlangt das Fahren des Enduro-Bikes meine volle Konzentration, dennoch wage ich meinen Blick links und rechts von mir schweifen zu lassen. Diese Farben! Das Leuchten des Grüns! Die Blumen überall! Madeira ist tatsächlich ein kleines Naturparadies und dieses per Mountainbike zu erkunden, macht einfach Spass.
Fahre ich anfangs noch zögerlich, werde ich mit jedem zurückgelegten Meter mutiger. Es rüttelt mich ganz schön durch und ab und zu habe ich Glück, nicht zu stürzen. Aber ein bisschen Abenteuerfeeling gehört schliesslich dazu, also lasse ich es ziehen. Und die Jungs von ExtraMile Madeira leben hier ihre Passion und vermitteln diese wunderbar.
Wer es gemütlicher mag, dem sei eine Levada-Wanderung ans Herz gelegt. Die Levadas sind alte Wasserläufe, mit welchen aus den niederschlagsreicheren Gebieten im Norden, das Wasser in die landwirtschaftlichen Anbaugebiete im Süden weitergeleitet wurde. Demzufolge verlaufen die Levadas ohne grosses Gefälle, was sie zu wunderbaren Wanderrouten quer durch die Insel macht. Das Netz der Levadas umfasst 3000 Km. Es gibt reine Bergstrecken, Küstenabschnitte oder Wege durch gemischtes Gelände. Eine Levadawanderung ist jedenfalls eine tolle Möglichkeit die Insel zu Fuss und in aller Ruhe zu erkunden.
Natürlich gibt es auch einige Top-Spots. Einer davon ist der Eira do Serrado, von wo aus man wunderbar den gewunden Strassen ins Tal folgen kann. Wer noch höher hinaus will, sollte den Pico do Arieiro besuchen. Auf über 1800 Meter lässt sich die zentrale Bergkette Madeiras bestaunen und der Weg zum Pico Ruivo unter die Füsse nehmen.
Delfine, Surfen, Canyoning – Alles für Outdoorliebhaber
Auf Madeira gibt es tatsächlich vieles zu entdecken! Die Insel ist ein Paradies für Outdoorliebhaber und Tierfreunde. Kurz und knackig hier noch ein paar weitere Tipps für eine aktive Reise:
- Delfine- und Walbeobachtungen: Noch nie habe ich so viele Delfine auf einmal gesehen! Während einer Bootstour können die verspielten Tiere in Freiheit und mit Glück sehr nahe beobachtet werden.
- Golf: Die Sportart hat auf Madeira Tradition, bereits 1937 wurde der erste Golfplatz angelegt. Mit Sicht auf den Ozean oder die Bucht von Funchal, lässt sich herrlich ein paar Bälle schlagen.
- Canyoning: Wer es noch nie ausprobiert hat, sollte das schleunigst nachholen. Viel Action, etwas Mut und ganz viel Spass warten.
- Jeeptouren: Mit einem 4×4 gehts auf Abenteuerfahrt durch die Wälder der Insel.
- Surfen: Bekannt als winterliches Big Wave Ziel, befindet sich das Surfzentrum in Porto da Cruz und ist eher für erfahrene Surfer geeignet. Es sind aber auch ein paar Beachbreaks für Anfänger zu finden.
Viel Sport gibt grossen Hunger
Wer sich so viel bewegt, hat bald einmal ein Loch im Bauch. Auf Madeira wird rustikal bewirtet. Es findet auf den Teller, was die Insel – und natürlich das Meer – hergibt. Viel Fleisch, Meerestiere und noch viel mehr Knoblauch gehört zu jedem Essen. Da muss das bekannte Knoblauchbrot, Bolo de caco, extra erwähnt werden. Nicht verpassen! Nachspeisen werden meistens von Früchten eingenommen und mit feiner Passionsfrucht oder anderen Leckereien zubereitet. Und nicht zu vergessen: Ein Gläschen des leckeren Madeira Weins geniessen!
Mein ganz besonderer Essenstipp ist ein Abendessen im Design Centre Nini Andrade Silva. Hier ist nebst dem Essen auch die Aussicht ein Erlebnis!
Fazit
Auf Madeira gibt es zwar viele Blumen, aber nicht nur Rentner. Es gibt eine aktive Szene von Outdoorliebhabern und Sportlern, die die Ruhe und Abgeschiedenheit der Insel für sich zu schätzen wissen. Wen es raus in die Natur zieht und wer vom Urlaub mehr will, als sich am Strand die Haut verbrutzeln zu lassen, der ist in Madeira bestens aufgehoben.
***Ich wurde von Germania und Visit Madeira auf diese Reise eingeladen. Vielen Dank dafür. Meine Meinung ist und bleibt wie immer meine eigene.***
11 Kommentare
Markus Schmid
28. November 2016 um 13:36Madeira ist mir als Naturliebhaber schon öfters aufgefallen. Wäre sicher eine Reise oder Ferien wert.
Sarah Althaus
7. Dezember 2016 um 19:07Auf jeden Fall! Wer wie ich Outdoor Sportarten oder einfach generell die Natur mag, ist auf Madeira bestens aufgehoben.
Hannah
8. Dezember 2016 um 16:03Hallo (:
Das die Piloten einen „Spezial Schein“ benötigen, hat mich ja ein bisschen abgeschreckt. Aber dann habe ich die Bilder gesehen und bin absolut verliebt.
Toller Beitrag, weckt großes Fernweh!
Sarah Althaus
12. Dezember 2016 um 7:23Die Landung ist echt total spannend! Es ist ein tolles Gefühl, so nah neben dem Wasser und auf kurzer Piste zu landen. Und genau das haben die entsprechenden Piloten extra trainiert, also musst du dir keine Sorgen machen.
Feh
11. Dezember 2016 um 18:04Tolle Aufnahmen, vielen Dank für die ganzen Eindrücke!:)
Sarah Althaus
12. Dezember 2016 um 7:19Gerne doch!
Rückblick 2016: Mein Reisejahr in Instagram Bildern | Rapunzel will raus
26. Dezember 2016 um 14:23[…] Auch Lust auf Madeira? […]
Ina von sport-tours-travels.de
3. Januar 2017 um 10:21Hallo Sarah,
tolle Bilder. Ich war im letzten auf Madeira und die Insel hat mich sehr beeindruckt. Mit meinem Freund haben wir die Insel beim Wandern intensiv erkundet. Leider war eine Woche viel zu wenig. Wir haben trotzdem viele wunderschöne Ecken der Insel gesehen, die man mit dem Auto nicht erreicht. Die Insel ist ein Paradies für alle, die Berge lieben und sich gerne inmitten der herrlichen Natur bewegen. Als Rentnerinsel (ähnlich wie die Kanarischen Inseln) würde ich sie nicht bezeichnet. Es kommt alles darauf an, wie man den Urlaub verbringt.
LG
Ina
Sarah Althaus
3. Januar 2017 um 20:40Ja, wer gerne in der Natur ist, der ist auf Madeira bestens aufgehoben. Und wie du schreibst – egal wie ein Ort betitelt wird, es kommt immer darauf an, was man daraus macht.
Walter
19. Januar 2017 um 9:35Hallo Sara,
Ende des Jahres hatte es doch so einen großen Brand auf Madeira. Hat man davon irgendetwas mitbekommen auf deiner Reise ? Ich hatte mir nämlich auch überlegt zu fliegen und es wegen dem Brand dann doch sein lassen.
Bin dann für ein paar Tage in die Rhön bei uns ganz in der Nähe, da kann man auch super wandern und entspannen 🙂
Sarah Althaus
21. Januar 2017 um 13:00Ja, das stimmt. Man konnte noch einzelne Landstriche sehen, die in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Aber ansonsten hat man nichts mitgekriegt davon.