Wer nach Japan reist, der hat es einfach. Entgegen allen falschen Vorhersagen: Japan ist ein einfaches Reiseziel. Es läuft. Alles läuft einfach problemlos. Die Züge sind pünktlich, die Leute freundlich und das Land schön. Das schwierigste an einer Japanreise ist, sich darauf festzulegen, wohin man reisen soll. Und das ist tatsächlich kein einfaches Unterfangen!
Richtung Süden
Sobald wir uns einmal für die Richtung nach Süden entschieden haben, wurde uns erst bewusst, welche Möglichkeiten sich uns auftun. Es gibt so vieles zu entdecken und obwohl wir uns einen groben Plan zurechtgelegt haben, sind wir dann doch ganz anders gereist.
Start war also Aso. Hier sind wir mit der Idee hingereist, etwas vom Landesinnern sehen zu wollen und um einen Vulkan zu trekken. Aso liegt mitten in Kyūshū und ist nach einer langen Reise von Kyoto aus innerhalb von sechs bis sieben Stunden zu erreichen. Dort angekommen merken wir aber schon bei der Touristeninformation, wo wir uns eigentlich Karten für unsere Wanderung besorgen wollten, dass das wohl nichts wird. „Not possible, there was an earthquake and road to Aso is closed.“ Ok, nix mit wandern. Aber irgendwo in der Nähe sollte es doch möglich sein? Leider nein. Wir fragen mehreren Orten dasselbe und hören leider auch immer wieder dasselbe. Also muss eine Alternative her.
Ganz in der Nähe liegt aber das Kurokawa Onsendorf. Und ein Besuch eines Onsen liegt ganz weit oben auf unserer To-Do List für Japan. Das wollen wir unbedingt erlebt haben.
Wohltuender Badespass in den Onsen
Der Groove in dem Onsendorf ist speziell. Sehr touristisch, aber es gibt nur japanische Touristen, keine Ausländer:innen. Irgendwie erinnert mich es ein bisschen an Grindelwald in der Schweiz, nur jetzt eben ohne Schnee. Es ist alles relaxt und wir holen uns unseren Onsenpass ab. Der Eintritt kostet 1300 Yen und damit können wir drei beliebige Bäder besuchen. Wir wählen drei ganz unterschiedliche aus und besuchen als erstes das, welches am weitesten entfernt liegt. Es ist ganz am Ende des Dorfes und wir spazieren etwa eine halbe Stunde hin.
Angekommen, müssen wir uns das erste Mal einer wirklichen Herausforderung stellen, denn es spricht niemand Englisch. Es ist auch gar nichts auf Englisch angeschrieben. Wir haben uns extra die Bäder herausgesucht, welche für Männer und Frauen gleichzeitig zugänglich sind. Aber hinter welcher Türe wartet jetzt das gemischte Bad? Zum Glück hat es fast keine Leute, wir finden es nämlich nur raus, indem wir einfach reinschauen.
Auswahl der Onsen
Das Onsen ist wunderschön, ruhig, total entspannend und sehr natürlich. Es ist kein Bad wie man sich das bei uns gewöhnt ist, sondern ein perfekt mit der Natur verbundener Ort, an welchem in warmem Wasser wunderbar entspannt werden kann.
Das zweite Onsen zeichnet sich für eine kleine Höhle aus, in der gebadet werden kann. Wir haben uns ja absichtlich völlig unterschiedliche Bäder ausgesucht, aber dieses kann mit der ersten Wahl nicht mithalten. Es ist schön, hat aber viel mehr Leute und kann auch sonst nicht mit gerade durch Charme bestechen.
Von der dritten Wahl die wir getroffen haben, sind wir aber wieder hin und weg. Sehr hochwertig und dennoch auch wieder natürlich gestaltet, ist hier der Eingang für Männer und Frauen getrennt und für beide steht erst ein separates Bad bereit. Eine Tür führt dann noch in ein gemeinsames Becken, welches schön von Bäumen überdeckt wird.
Erfahrung Onsen
Das Baden in den Onsen gestaltet sich – abgesehen von den Sprachbarrieren – einfacher als angenommen. Anfangs werden alle Kleider ausgezogen und in dafür vorgesehene Schliessfächer gepackt. Nur mit einem Badetuch ausgerüstet, geht es dann zum Bad. Da wird sich erstmals gewaschen und zwar mit den dafür vorgesehenen Kübeln. Die Bäder werden immer ohne Badekleider besucht. Die meisten Japaner:innen haben eine kleines Tüchlein – ähnlich einem Waschlappen – mit dabei, mit welchen sie sich beim rein- und rausgehen die Scham bedecken. Schön sauber geht es danach ins entsprechende Bad, in welchem wunderbar entspannt werden kann.
Der Tag in den Onsen war ein sehr schönes Erlebnis und empfehle ich allen Japanreisenden. Es gibt unzählige Onsen und auch Onsendörfer. Das bekannteste ist Beppu, welches sich auch auf Kyūshū befindet. Dies ist bestimmt sehr schön, aber eben auch sehr touristisch. Du kannst all das was es in Beppu gibt auch in allen anderen Onsendörfern finden.
Gechilltes Surfen in Japans Süden
Nächstes Ziel war Aoshima. Das kleine Dorf liegt fast ganz im Süden von Kyūshū und ist bekannt für seine tollen Wellen und den relaxten Vibe. Wir staunten nicht schlecht, als wir die sonst so gestressten Japaner:innen plötzlich total gechillt daher schlendern sahen, anstatt akkurat geschnittene Kurzhaarfrisuren gibts plötzlich im Wind wehende Haare und Hosen mit Batikprint. So schnell kann es sich ändern.
Wir sind aus einem ganz einfachen Grund hierher gereist: Zum Surfen. Japan bietet einige Weltklasse Surfspots und einen davon wollte ich sehen. In Aoshima gibt es ansonsten nämlich auch nicht viel zu tun. Bekannt ist der Ort wegen der mit einer Brücke zum Festland verbundenen Insel – auch Namens Aoshima – auf welchem der Jagdgott „ikohohodemi no mikoto“ im Aoshima-Schrein verehrt wird. Ebenso ist die Insel für die sie umgebenden Felsformationen. Diese umgeben sie parallel und schnurgerade. Sie sind bei den Japaner:innen als „Waschbrett des Teufels“ bekannt.
Aber zurück zu unserem eigentlichen Besuchsgrund. Wir haben uns also Surfbretter gemietet und uns ins Line-Up gestürzt. Einen ganzen Tag lang Surfen in Japans Gewässern fühlt sich einfach gut an! Seit dem Frühling stehe ich endlich wieder auf dem Brett. Die Strömung ist zwar nicht ganz ohne und die Wellen könnten etwas schöner brechen, aber egal: Hauptsache Surfen! Denn wie gesagt, das ist hier eigentlich das Hauptziel und so ziemlich das einzige, was man machen kann. Es blieben noch Ausflüge ins Inland, direkt in Aoshima ist aber eindeutig Surfen das Hauptding.
Big City Life in Fukuoka
Weiter geht es danach via Kagoshima nach Fukuoka. Es gäbe noch so vieles zu sehen auf Kyūshū, beispielsweise das bekannte Nagasaki, welches wir nur schweren Herzens ausgelassen haben.
Fukuoka ist perfekt, um das Stadtleben der Japaner:innen kennenzulernen. Hier gibt es alles, aber eigentlich keine so richtigen Highlights für Tourist:innen. Wer länger Zeit hat oder das etwas ursprünglichere – oder besser gesagt: alltäglichere – Leben der Bewohner:innen kennenlernen will, ist hier gut aufgehoben. Wir halten uns meist in der Shopping Mall auf, gehen ins Kino oder Essen. Denn unser Problem hier: Es regnet. Und zwar so richtig. In Strömen. Unsere Kleider sind durchnässt und wir kommen regelmässig wie begossene Pudel daher. Aus diesem Grund sehen wir Fukuoka eigentlich nur von Innen.
Glücklicherweise hat aber auch der Regen mal ein Ende. Und das war, als wir dann nach Hiroshima weitergereist sind und die Insel Miyajima besucht haben.
Kyūshū hat uns durch seine Vielfalt beeindruckt. Von kleinen Surferdörfern, über Grossstädte, leckerem Essen und vielen spannenden Menschen, gibt es einiges zu sehen. Gerne werde ich eines Tages in die Gegend zurückkehren und noch mehr erkunden. Vielleicht auch einmal mit dem Auto, um noch etwas mehr in die entlegeneren Gegenden zu reisen.
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- Hiroshima – Japans Stadt des Friedens
- Mit dem Rail Pass quer durch Japan – lohnt sich das?
- Die Tempelinsel Miyajima. Oder wo Hiroshima am schönsten ist.
- Mehr als nur Sushi: Einblicke in die japanische Küche.
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