Ubud ist ein Städtchen im Landesinnern Balis. Einst mehr ein Dorf als ein Städtchen, ein spiritueller Ort und ein Rückzugsort für Künstler, ist es heute zur Top Touristenattraktion mutiert.
Spätestens seit dem unsäglichen Bestseller “Eat, Pray, Love” ist Ubud in aller Munde und ein Ziel jedes Bali Touristen. Seit Elizabeth Gilbert dort ihre Liebe gefunden hat, sind neben all den Selbstverwirklichungstouristen auch Busladungen voller Japaner an der Tagesordnung.
Die Dörfer rund um Ubud sind längst zu einer Stadt verschmolzen, der Verkehr lärmt durch die Strassen und das eigentliche Zentrum ist tatsächlich nichts schönes, sondern nur eine Touristenhochburg mit Souvenirshops, Kaffeeläden und Tourenanbietern.
Ich hatte das Gefühl, dass es in Ubud mehr Ausländer als Balinesen gibt. Und wenn es nicht Touristen waren, sind es Ausländer, die hier ein Business betreiben. Pizza ist einfacher zu finden als Indonesisches Essen und wahrscheinlich jedes Haus hat Zimmer für Gäste zu vermieten. Aber halt, ich will Ubud hier nicht einfach verteufeln. Wie immer gibt es auch hier zwei Seiten.
Macht man nur ein paar Schritte raus aus dem Zentrum, weg von der Hauptstrasse, findet man ein ganz anderes Ubud und man erhält einen kurzen Blick in eine Vergangenheit, als dieser Ort wohl zu den schönsten und ich kann mir tatsächlich auch vorstellen, zu den spirituellsten weltweit gehört hat. Nebst all den Touristenattraktionen die Ubud zu bieten, haben mich drei Dinge fasziniert:
Der bemerkenswerte Baustil
Schon die ersten paar Schritte in Ubud haben mich in Staunen versetzt. Denn der Baustil hier ist einzigartig und absolut fantastisch. Die ganze Stadt sieht irgendwie aus wie ein grosser Palast. An jeder Strassenecke gibt es einen Tempel, der wunderschön verziert ist, mit liebevoll ausgearbeiteten Details und etwa einem Löwen, der ihn bewacht.
Als ich genauer hinschaue bemerke ich, dass viele der Tempel eigentlich nur Wohnhäuser sind. Wo sonst verwechselt man Wohnhäuser mit Tempeln? Die Häuser der Balinesen fallen durch einen luftig, lockeren Baustil auf: überdachte Terrassen und offene Wohnräume gehören hier zum üblichen Bild.
Die Häuser werden um einen Hof herum gebaut und alles zusammen wird von einer Mauer umgeben, die meist mit schönen Türen, Verzierungen an Pfeilern und Schnitzereien gestaltet werden. Die Mauer soll aber nicht vor neugierigen Blicken schützen, sondern das Eindringen böser Geister verhindern. Die, so glauben die Balinesen, können nämlich nicht um die Ecke der Mauer gehen.
Der lebendige Glaube
Die vielen Tempel sind nicht nur hübsche Bauwerke. Hier wird der Glaube gelebt und dies mit einer erfrischend einfachen Selbstverständlichkeit. Die Balinesen glauben an das Ober- sowie Unterirdische gleichermassen und beschwichtigen mit ihren Opfergaben die Dämonen und huldigen den Göttern.
Überall sind kleine aus Palmblättern geflochtene Körbchen zu finden, die Blumen, Öle, Salz und Geld enthalten. Meist werden sie vor jedem Hauseingang und bei Strassenkreuzungen platziert, ebenso werden Auto und Motorrad damit geschmückt. Die Opfergaben werden jeden Tag aufs Neue fabriziert, ein Leben lang. Spätestens ab Mittag sieht man überall Frauen rumhocken, die aus Palmblättern neue Körbchen basteln. Jeden Morgen kann man die Balinesen beobachten, wie sie ihren Göttern huldigen, Opfergaben darbringen, Räucherstäbchen anzünden.
Die Natur
Das wirklich spezielle an Ubud ist dessen Umgebung. Nichts ist schöner als ein Spaziergang durch die Reisfelder in Ubud. Es gibt ganz viele Wege, diese zu erkunden. Eine Variante ist, einfach loszulaufen und sich zu verlieren. Irgendwann kommt man immer wieder nach Ubud. Oder man mietet sich ein Fahrrad und radelt einfach drauf los.
Für alle, die lieber mit Plan und Ziel unterwegs sind: Von der Hauptstrasse in Ubud, der Jalan Raya, gehts du die Jalan Kajeng nach Norden hoch. Die Strasse wird irgendwann zu einem Feldweg und wechselt sich immer wieder zu asphaltierter Strasse. Folge einfach immer diesem Weg, kurz geht es einem Bach entlang und es ist fast kein Weg mehr zu erkennen. Schlussendlich überquerst du den Bach über eine kleine Brücke. Hier gehst du auf der gegenüberliegenden Seite ein kleines Stück den Weg zurück, bis du einen Trampelpfad findest, der die Böschung hochführt. Ab hier kannst du in die selbe Richtung wieder nach Ubud zurücklaufen. Immer geradeaus und du landest wieder auf der Hauptstrasse in Ubud. Der ganze Spaziergang dauert 1.5-2 Stunden, je nach Tempo.
Es ist nur eine Möglichkeit für einen Spaziergang durch die Reisfelder, aber ein wunderschöner und herrlichen Ausblicken. Am besten gehst du am morgen sehr früh oder aber ungefähr zwei Stunden bevor die Sonne untergeht. Am Ende der Strecke findest du auch Möglichkeiten einzukehren und den Sonnenuntergang zu geniessen.
Reiseinformationen
Anreise
Ubud erreichst du per Shuttlebus. Aus dem Süden von Kuta/Denpasar dauert es ungefähr 1.5 Stunden. Vom Norden her, z.B. von Lovina kommend, dauert es etwas länger, rund 2-2.5 Stunden, je nach Verkehr.
Unterkunft
Ich wurde in Ubud im Guci Guesthouse beherbergt. Das beste ist, es liegt nicht direkt im lärmigen Zentrum von Ubud, sondern weiter südlich. Man hat hier also immer seine Ruhe und kann sich wunderbar erholen.
Nebst wunderschönen Bungalows mit einer Freiluftdusche, viel Platz und einem bequemen Himmelbett, bietet das Guesthouse einen tollen und vor allem ruhigen Garten. Die freundlichen Inhaber kümmern sich rührend um ihre Gäste und stellen persönlich sicher, dass es an nichts mangelt.
Besonders toll ist hier, dass auch Frühstücksliebhaber (wie ich eine bin) auf ihre Kosten kommen. Jeden Tag gibt es einen grossen Fruchtteller und dazu immer eine andere Beilage. Mal eine Art Pancake, dann frittierte Bananen oder auch mal etwas salziges. Aber super lecker ist es immer!
Das Guci Guesthouse ist eine wahre Oase und uneingeschränkt zu empfehlen.
Angebot
In Ubud erhälst du eigentlich fast alles, was du benötigen könntest. Bekannt ist das Städtchen für Yogatouristen, an jeder Ecke werden Kurse angeboten. Dementsprechend gibt es auch viele Läden, die den ganzen Zubehör verkaufen, Restaurant mit super gesundem Essen und es ist eigentlich alles auf Westler ausgerichtet.
Also, wieviel Spiritualität ist den in Ubud tatsächlich noch zu finden?
Ich glaube, in den Tempeln, im alltäglichen Glauben der Balinesen, ganz einfach in deren Alltag, findet sich überall Spiritualität. Das jedoch auf eine Art, die sich dem Westler grösstenteils entzieht, da es eher eine Wesensart der Balinesen ist und das, was sie ausmacht. Es ist zwar alles schön anzuschauen, aber ein tieferes Verständnis ist uns durch die unterschiedliche Mentalität nicht gegeben.
Der ganze Rest, der Wohlfühltourismus, hat nichts damit zu tun, sondern ist eifach ein weiteres Angebot im Zuge der touristischen Entwicklung. Mit diesem Wissen im Hinterkopf, lässt es sich aber in Ubud doch auch ein paar Tage ganz gut aushalten…
*Mein Aufenthalt in Ubud wurde von Guci Guesthouse gesponsert. Meine Meinung wird davon natürlich nicht beeinflusst.*
2 Kommentare
Simon
18. Juli 2014 um 8:04Es ist schon fast 10 Jahre her, als wir in Ubud waren. Trotzdem, wenn ich das so lese, hat sich nicht sehr viel verändert. Schon damals war die Stadt selbst nicht unbedingt das Highlight, sondern das Drumherum.
Ich bin schon gespannt, was du über Sri Lanka schreibst 🙂
Liebe Grüsse,
Simon
ODILE PASDELOUP
25. August 2018 um 18:06Hallo,
Mit Freude habe ich dein Blog über das Dieng Plateau gelesen. In 2 Wochen bin ich dort und ich bräuchte dringend diese Informationen.
Anschließend wollte ich lesen, was du über Ubud geschrieben hast. Wie mich hast du einen (ich habe 3 gefunden) Weg zu den Reisfeldern gefunden.
Ich hielt mich in einem Malerdorf bei Ubud, und zwar KELIKI auf.
Wenn du Lust hast und französisch kannst, …
http://www.odileenvoyage.fr
Noch bravo für dein Blog !