Ladakh ist eine der eindrücklichsten Gegenden, die ich jemals bereist habe. Die Natur, die sich mir hier zeigt, ist unvergleichlich. Atemberaubend, im wahrsten Sinne des Wortes.
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Die Landschaft zieht schweigend an mir vorbei. Seit Stunden schon sitze ich im Auto und fahre durch die Bergwelt in Ladakh, hoch oben im Indischen Himalayagebirge. Die Landschaft verändert sich immer wieder, Farben wechseln sich ab, Flüsse winden sich durch lange Täler. Ich sitze einfach da und staune. Worte sind überflüssig, sie werden dieser Umgebung auch nicht gerecht, ganz egal welche Superlativen ich in den Mund nehme.
Ladakh gehört zu diesen Gegenden in der Welt die man gesehen haben muss, um sie zu verstehen. Es ist eine Gegend, die mich ganz tief im Innern berührt, irgendwas mit mir macht. Keine Ahnung was, aber diese Umgebung treibt mir die Tränen in die Augen. Dankbarkeit macht sich breit, Dankbarkeit dafür, dass ich dieses Wunder der Natur mit eigenen Augen erleben darf.
Von Manali nach Leh
Die ganze Fahrt von Manali nach Leh dauert knapp zwei Tage. Schon rund 50 Kilometer nach Manali gehts hoch hinaus, dann geht es nämlich über den Rohtang Pass, der 3978 Meter hoch ist.
Die 477 Kilometer lange Route nach Leh wird hochtrabend “Manali-Leh-Highway” genannt und ist über weite Strecken nicht mehr als eine Buckelpiste mit Schlaglöchern, oftmals ohne eigentliche Strasse. Weite Teile der Strecke werden aber zur Zeit in Stand gesetzt und schon in ein paar Jahren wird die Strasse wohl durchgehend gemütlich befahrbar sein. Jetzt ist es aber noch eine anstrengende Fahrt bis nach Leh.
Die Strecke ist aber schlichtweg spektakulär. Sie führt über mehrere der höchsten befahrbaren Bergpässe der Welt, darunter nebst dem Rohtang Pass der Baralacha La mit 4892 Meter, der Lachulung La mit 5059 Meter und der Tanglang La mit 5325 Meter über Meer. Letzterer ist der zweithöchste befahrbare Pass der Welt.
Unterwegs entdecke ich immer wieder Schilder am Strassenrand mit halbschlauen Sprüchen wie “Don’t gossip, let him drive”, “All will wait, better be late” oder ganz simpel “Bro, all is well”. Wer sich die wohl ausgedacht hat?
Zwischenstopp in Jispa
Tag 1 endet in Jispa, einem 300-Seelen-Dorf mitten im Nirgendwo. Geografisch gehört der Ort noch zum Bundesstaat Himachal Pradesh, er ist idyllisch am Bhaga Fluss gelegen. Es tut gut sich nach der langen Fahrt zu strecken und sich die Beine zu vertreten. Ich inspiziere das Dorf, wo aber nicht nur wenig, sondern gar nichts los ist. Ich begegne einigen Frauen die die Ernte einbringen und höre ein Kleinkind plärren. Das ist aber auch schon alles. Mehr gibts weder zu sehen noch zu hören.
Selten habe ich einen so verlassenen Ort besucht, was aber eine seltsame Faszination auf mich ausübt. Hier gibt es alles und doch nichts. Eine wunderschöne Natur, der Fluss, der sich durch das Tal schlängelt, wilde Blumen und ein ganz, ganz einfaches Leben. Zwar gibt es auch hier vereinzelt Satelittenschüsseln an den Häuserfronten, aber nur sehr wenige. Ich gehe spazieren, laufe am Fluss entlang, lese und lasse meinen Gedanken freien Lauf. Ich werde ruhig, es tut gut hier zu sein.
Ein entbehrungsreiches Leben
Das Leben der Menschen hier ist einfach und hart. Es wird gearbeitet, Ablenkungen und Zerstreuungen gibt es keine. Allerhöchstens das allabendliche Kartenspiel. Die Bevölkerung versorgt sich zu einem grossen Teil selbst, sie sind Bauern und bewirten ihre Felder oder ziehen mit ihren Schafherden umher. Mit dem geringen Überschuss der bleibt, wird ein Fernseher gekauft. Das jedoch ist ein Luxus, der sich nur die wenigsten leisten können.
Nebst den den Einheimischen, sind auch viele Gastarbeiter in den Bergen des Himalayas anzutreffen. Sie arbeiten vorwiegend als Strassenbauer. Mit einfachsten Mitteln, mit blossen Händen und einem Hammer, wird die Strasse von Manali nach Leh in Stand gesetzt. Unterwegs begegnen wir immer wieder mit Tüchern eingepackten, anonymisierten Arbeitern, deren einzige Ablenkung vom tristen Alltag eine blonde Ausländerin ist.
Märchenhafte Zauberwelt in Ladakh
Am nächsten Tag geht es weiter und wir fahren in Ladakh ein, einem Gebiet im indischen Bundesstaat Jammu und Kashmir. Kaum überquert man die offizielle Grenze, verändert sich auch schon die Umgebung. Die grünen, fruchtbaren Täler weichen der kargen Hochgebirgslandschaft von Ladakh, auch Klein-Tibet genannt.
Und hier beginnt das Staunen. Ich kann mich kaum satt sehen an dieser verzauberten Umgebung. Ich komme mir vor wie in einer anderen Welt, einer Märchenwelt. Oder auf einem anderen Planeten. Es ist nicht nur die Geologie, die hier so interessant ist, nicht nur die Berge an sich, sondern auch die Farben. Noch selten habe ich solche Farben gesehen. Es scheint, als hätte Gott bei der Erschaffung Ladakhs seinen Malkasten hervorgeholt und mit Pastellfarben experimentiert. Farbkleckser oder ganze Pinselstriche ziehen sich über die Gebirge. Hellgrün, Veilchenblau und ein zartes Rosa sind an nur einem Felsen auszumachen. Wer erschafft so etwas? Wie kommt das zu Stande?
Auf der Fahrt nach Leh, irgendwo zwischen 3000 und 5000 Metern über dem Meer sind die Wolken so nah, dass es scheint, es reiche nur ein hoher Sprung und man könne sie berühren. Alle Relationen sind hier verschoben, alles ist anders, einfach, vollkommen. Hier offenbart sich die ganze Schönheit der Natur, der Erde und ich bin einfach nur glücklich hier zu sein.
Noch mehr Indien? Hier entlang.
Warst du auch schon in Ladakh?
Diese Reise ist Teil des Bausteines Ein Stück Tibet in Indien von erlebe.de, welche mir diese Reise ermöglicht haben. Meine Meinungen sind meine eigenen.
9 Kommentare
Globetourists
7. September 2014 um 9:10Hoi Rapunzel..wann hast du den Norden Indiens bereist? Also zu welcher Jahreszeit?
Sarah
7. September 2014 um 11:08Das war Anfangs August. Ladakh ist nur in den Sommermonaten bereisbar, danach sind die Strassen meistens wegen Schnee geschlossen.
Oleander Auffarth
10. September 2014 um 16:59Tolle Bilder, Sarah! Da will ich sofort wieder hin. Eine wirklich unglaublich dramatische, erhabene Landschaft, die alles Geplapper verstummen lässt.
Liebe Grüsse! Oleander
Sarah
25. September 2014 um 13:56Genau so habe ich es auch erlebt und auch ich will sofort wieder dahin! 🙂
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11. Juni 2015 um 8:29[…] Ladakh ist der wohl wunderschönste Flecken Erde überhaupt. […]
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22. November 2016 um 21:10[…] zwei Tagen Fahrt durch Ladakh, bin ich endlich an meinem Ziel angekommen: Leh, eine Stadt im indischen Bundesstaat Jammu und […]
Reni
17. März 2018 um 17:00Klingt total faszinierend. Bei uns steht Ladakh auch schon sehr lange auf der Wunschliste. Leider muss Ladakh noch etwas warten, deshalb lese ich Beiträge wie deinen total gern. So kann ich nämlich einfach in die ferne Welt eintauchen. Virtuell.
Sehr schöne Bilder übrigens. Ist eine faszinierende Landschaft.
Sarah Althaus
17. März 2018 um 21:11Danke! Ja, Ladakh ist echt ein Traum. Ich würde sehr gerne nochmal hinreisen um noch mehr von der Gegend zu sehen. Es ist wirklich einer der schönsten Flecken Erde, die ich je gesehen habe.