Albanien / Roadtrips

Tirana: Jung, wild und voller Farbe

Bunk'Art2 - Nur der Eingang ist oberirdisch.

Im Balkan überrascht vieles. Einiges ist ganz anders, als man sich das vielleicht vorstellt und dazu gehört auch Tirana, die Hauptstadt Albaniens. Es gibt mehr zu entdecken, als das man vielleicht zuerst annehmen würde, jedenfalls ging es uns so. Es hat uns sogar so gut gefallen, dass wir auf unserem Balkan Roadtrip auf der Rückreise noch einmal einen Stopp in Tirana eingelegt haben.

Tirana hat einen ganz eigenen Groove – jung, ziemlich wild und aufstrebend. Der spezielle Vibe ist fast spürbar und gleich zu Beginn bin ich begeistert.  Die Stadt lässt sich mit keiner anderen vergleichen, welche ich in letzter Zeit besucht habe. Ich mag solche Städte. Orte die eine Energie versprühen, welche fast greifbar ist.

Tirana, Albanien

Tirana, Albanien

Jugendlicher Charme gemischt mit Kaffee-Liebe

Ganz besonders gut zu spüren ist diese Energie im Viertel Blloku. Dieser Stadtteil war während der kommunistischen Ära für die Normalbevölkerung gesperrt. Nur hochrangige Parteimitglieder durften diesen betreten. Nach dem Ende des Kommunismus hat sich die Bevölkerung diesen zurückgeholt und heute quillt das Viertel vor Cafés, Galerien und hippen Shops über. An jeder Ecke lässt sich das schöne Leben geniessen.

Tirana sprüht vor jugendlicher Energie!

Tirana sprüht vor jugendlicher Energie!

Überhaupt, die Kaffeekultur im Balkan ist der Wahnsinn! Noch nie habe ich eine solche Dichte an Cafés gesehen wie in dieser Gegend. Bereits nach meiner Reise in den Kosovo habe ich davon geschwärmt. Kaffeetrinken und Zusammensitzen ist hier keine Ausnahme oder etwas, das man nebenbei macht. Es ist Kultur und wird gelebt. Doch auch hier lässt sich aber ein grosser Unterschied von Stadt und Land ausmachen. Während auf dem Land die Cafés ganz klare Männerdomäne sind, sind in der Stadt auch Frauen und Familien in den meisten Cafés zu sehen.

Als Frau würde ich auf dem Land wohl kaum ein Café betreten. Hier sitzen und rauchen die Männer und wenn man es trotzdem wagt, ist man sich starrender Blicke sicher. In der Stadt gibt es auch Ketten, welche vor allem von der Jugend und von Frauen bevölkert werden. Drei davon sind überall vertreten und lassen an internationale Kaffeehaus-Ketten denken: Mulliri Vjeter, Mon Chéri und Sophie Café. Hier lassen sich vom üblichen Macchiato bis hin zu den wildesten Frappuchino Kreationen alles bestellen, auch süsse Kleinigkeiten und Sandwiches im internationalen Stil. Eigentlich könnte man in Tirana (oder auch sonst überall im Balkan) die Zeit mit Kaffee trinken rumbringen!

Eines von gefühlt drei Millionen Cafés in Tirana.

Eines von gefühlt drei Millionen Cafés in Tirana.

Tirana ist auch grün!

Tirana ist auch grün!

Im Blloku Viertel lässt sich aber nicht nur Kaffee trinken, sondern auch wunderbar shoppen. Ich zähle definitiv nicht zu den Shopping-Queens dieser Welt und ich konnte mich auch hier zurückhalten. Aber die vielen tollen Läden sind sogar mir aufgefallen. Von Kleidung, zu Wohnungseinrichtung bis hin zu Schmuck und Kunst gibt es alles zu erstehen.

Ein weiterer kleiner Tipp was Einkaufen angeht ist der Basar von Tirana. Dieser ist zwar nicht im Blloku Viertel, aber ein paar Minuten vom Skanderberg Platz aus gut erreichbar. Es ist ein schönes kleines Viertel wo es allerhand zu kaufen und bestaunen gibt. Es gibt viel frisches Obst und Gemüse, Souvenirs und natürlich auch hier an jeder Ecke Kaffee in allen Variationen. Besuche den Markt aber besser Vormittags, am Nachmittag ist es bereits ziemlich leer und ausverkauft.

Auf dem Basar von Tirana.

Auf dem Basar von Tirana.

Es gibt allerlei Leckereien zu erstehen.

Es gibt allerlei Leckereien zu erstehen.

Der Eingang zum Basar.

Der Eingang zum Basar.

Der Skanderberg Platz – Das Zentrum Tiranas

Das offizielle Zentrum der Stadt befindet sich am Skanderberg Platz. Was einmal ein grosses Verkehrschaos in der Innenstadt war, wurde zu einem grossen Platz mit dem obligatorischen Skanderberg-Denkmal umgewandelt. Heute finden dort viele Veranstaltungen statt, während wir im Land waren, das Public Viewing zur Fussball WM. Der Platz wird flankiert vom Rathaus, dem Theater, der schönen Et’hem-Bey-Moschee und dem Uhrturm. Die Fassade des Nationalmuseums zeigt Albaner aus verschieden Epochen und prägt den Platz von weit her.

Das Skanderberg Denkmal darf auch in Tirana nicht fehlen.

Das Skanderberg Denkmal darf auch in Tirana nicht fehlen.

Die Abendstunden sind auf dem Skanderberg Platz ganz besonders schön. Dann findet hier der Xhiro statt, der allabendliche Spaziergang. Dazu bretzeln sich alle auf und flanieren dann die Strasse, oder hier den Platz, auf und ab. Es gibt viel zu sehen und man will gesehen werden. Ein Schauspiel, welches sich jeden Abend wiederholt und auch beim x-ten Mal nichts von seiner Faszination einbüsst.

Der Skanderberg Platz - Das Zentrum Tiranas.

Der Skanderberg Platz – Das Zentrum Tiranas.

Das Leben kann man auch etwas gemütlicher nehmen....

Das Leben kann man auch etwas gemütlicher nehmen….

Berliner Mauer, Pyramiden und bemalte Häuser in Tirana

Für mich überraschenderweise sind in Tirana relativ viele Grünflächen zu finden. Im Süden der Stadt gibt es einen grossen Park mit See, an den auch die Universität angrenzt und auch mitten in Tirana gibt es immer wieder grössere und kleinere Parks zu finden.

Auf dem Platz der Nation im Blloku Viertel ist zudem eine spannende Kunstinstallation zu finden. Am ehemaligen Eingang in das Viertel, welches nur hochrangigen Funktionären zugängig war, findet sich heute der Mahnmalkomplex „Post-Bloc“, welcher an die Opfer der kommunistischen Diktatur unter Enver Hoxha erinnern soll. Ein Stück der Berliner Mauer findet sich hier ebenso, wie Betonstützen aus den Bergwerkstollen des Arbeitslagers „Spaçi“ und einen Bunker.

Der Mahnmalkomplex „Post-Bloc“.

Der Mahnmalkomplex „Post-Bloc“.

Ein "Ein-Mann-Bunker".

Ein “Ein-Mann-Bunker”.

Ganz in der Nähe, eigentlich nur ums Eck, findest du die Pyramide von Tirana, eines der eigenwilligsten Gebäude der Stadt. Es wurde von der Tochter des Diktators Enver Hoxha entworfen und zu seinen Ehren als Museum erbaut. Seit dem Ende der kommunistischen Ära in Albanien wurde das Gebäude mehrmals umgenutzt, unter anderem als Kulturzentrum, Konferenzraum oder Bürogebäude. Heute steht es leer. Immer wieder wird diskutiert ob es abgerissen werden soll, aber die jüngsten Pläne wollen ein Jugendzentrum daraus machen. Die Pyramide ist charakteristisch für die Stadt. Eigenwillig, irgendwie ein hässlicher Bau, aber mittlerweile mit viel Leben und nicht mehr wegzudenken. Unbedingt einen Besuch abstatten!

Die Pyramide von Tirana.

Die Pyramide von Tirana.

Einer der eigenwilligsten Bauten der Stadt.

Einer der eigenwilligsten Bauten der Stadt.

Die Architektur in Tirana – sowieso ein spannendes Thema. Grundsätzlich ist diese zwar eher trostlos, typische sozialistische Bauten, die gewiss nicht vor Schönheit strotzen. Unter Edi Rama als Bürgermeister wurde die Tristesse der Fassaden durch farbenprächtige Kunstwerke weggeputzt. Natürlich gibt es bis heute noch trostlose Häuserblocks. Vielerorts in der Innenstadt wurden diese jedoch durch farbenfrohe Bemalungen verschönert und lassen mich beim Spaziergang durch die Stadt regelmässig staunen.

Tirana trägt Farbe!

Tirana trägt Farbe!

Bemalte Häuser in Tirana.

Bemalte Häuser in Tirana.

Das Stadtbild überrascht mich immer wieder. Von farbig bemalten Häuserblocks geht’s weiter zur nächsten Moschee, welche gegenüber einer Kirche steht oder von einem Regierungsgebäude flankiert wird. Und dazwischen natürlich immer wieder Cafés. Langweilig wird es in Tirana jedenfalls nicht!

Moschee in Tirana.

Moschee in Tirana.

Bunk’Art – Das Museum unter der Erde

In Tirana gibt es viel an Kunst und Kultur zu entdecken. Ganz besonders spannend und seit langem die besten Museen die ich besucht habe, sind die Bunk’Art Museen.

Albanien gilt als Land der Bunker. Nach dem Bruch mit den sozialistischen Staaten Osteuropas, kam die Furcht einer Besatzung durch ehemalige Verbündete auf. Auch die Nachbarländer galten als Feinde, was gemeinhin als „der Westen“ bekannt ist, sowieso.  Die Paranoia des Diktators Enver Hoxha nahm immer mehr zu und Ziel war es, für alle Albaner Bunker zu bauen, die im Falle einer Invasion Schutz bieten könnten. Bei einer Reise durch Albanien fallen noch heute die alten Bunker auf, die wie Pilze aus dem Boden ragen.

Albanien - Das Land der Bunker.

Albanien – Das Land der Bunker.

Von den Bunk’Art Museen gibt es zwei. Ersteres, das Bunk’Art1, ist am Stadtrand von Tirana zu finden. Dieser riesige Bunker diente als Unterschlupf für Hoxha und seine engsten Gefolgsleute. Bereits die Ankunft ist sehr speziell, führt der Weg doch durch einen 200 Meter langen Tunnel, welcher mit gefürchiger Musik untermalt wird.

Der Bunker ist unglaublich gross, ich hätte mir die Ausmasse so nie vorstellen können. In verschiedenen Räumen wird die albanische Geschichte unter der Zeit des Diktators Hoxha aufgearbeitet, es werden auch seine „Wohnräume“ gezeigt und mitten in der Anlage findet sich ein Versammlungsraum, in welchem heute Theateraufführungen stattfinden.

Eingang zum Bunk'Art Museum am Stadtrand von Tirana.

Eingang zum Bunk’Art Museum am Stadtrand von Tirana.

Bunk'Art - eines der interessantesten Museen, die ich je besucht habe.

Bunk’Art – eines der interessantesten Museen, die ich je besucht habe.

Die Bunk’Art2 Ausstellung findet sich mitten in Tirana, gleich neben dem Skanderberg Platz. Von aussen ist auch nur der typische „Pilz“ des Bunkers zu sehen, doch unten im Bunker erstreckt sich wieder ein Labyrinth aus Räumen.

Diese Ausstellung widmet sich der Geheimpolizei Albaniens, der „Sigurimi“, und deren brutalen Methoden unter dem Regime Hoxhas. Es gibt Originaldokumente, Kunst- und Videoinstallationen und eine Menge an Informationen, die sehr nachdenklich stimmen. Einmal mehr wird einem die ganze Brutalität von solchen Herrschaften bewusst. Bei einer Reise nach Tirana empfehle ich dir den Besuch von beiden Museen eindringlich. Sehr informativ, spannend und berührend gemacht!

Bunk'Art2 - Nur der Eingang ist oberirdisch.

Bunk’Art2 – Nur der Eingang ist oberirdisch.

Dajit – Der Hausberg Tiranas

Wenn du bereits das BunkArt Museum am Stadtrand von Tirana besuchst, bietet sich ein Ausflug auf den Hausberg der Stadt an. Der Dajti ist 1613 Meter hoch. In 20 Minuten bringt dich eine Seilbahn hinauf, von wo aus du einen wunderbaren Blick auf Tirana hast. Hier ist das ganze Ausmass der Stadt erst sichtbar und man sieht, dass sie eigentlich viel grösser ist, als sie einem glauben macht. Es wartet ein Restaurant, Aussichtspunkte und ein Nationalpark, der wandernd oder auf dem Fahrrad erkundet werden kann.

Wir geniessen hier aber in erster Linie die Aussicht, laufen etwas umher und lassen uns die Sonnenstrahlen ins Gesicht scheinen.

Für mich ist dieser Ausflug ein wunderbarer Abschluss unseres Besuchs in Tirana, einer Stadt, welche mich begeistert und überrascht hat. Tirana wird eine spannende Entwicklung durchmachen und wohl jedes Jahr etwas trendiger werden. Ich freue mich jedenfalls schon, wenn wir dann einmal zurückkehren.

Mit der Seilbahn auf den Dajit.

Mit der Seilbahn auf den Dajit.

Auf dem Berg Dajit wartet ein Restaurant , ein Nationalpark und viele tolle Aussichtspunkte.

Auf dem Berg Dajit wartet ein Restaurant , ein Nationalpark und viele tolle Aussichtspunkte.

Tirana von oben.

Tirana von oben.

Welche Eindrücke hast du aus Tirana mitgenommen? Hat dich die Stadt auch begeistert?

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Über die/den Autor/in

Früher als soloreisende Backpackerin, bin ich heute am liebsten mit der ganzen Familie unterwegs. Ich lebe, reise und arbeite auf der ganzen Welt und geniesse es, Jürgen und unsere Kids immer mit dabei zu haben. Mein Herz schlägt für Hawaii, Kryptowährungen und Schokoladeneis. Mein Ziel ist finanzielle Freiheit für mich und meine Familie.

7 Kommentare

  • Step
    7. August 2018 um 21:26

    Hm….dein Artikel gibt irgendwie eine neue Sicht auf Tirana für mich. Mit Ausnahme des Aussichtsberges habe ich die selben Plätze besucht, es liegt ja alles nicht sehr weit voneinander entfernt, ich empfand die Stadt aber eher als unspektakulär. Du hast sie irgendwie aus einem anderen Winkel beschrieben. Ja, das Blloku Viertel mit seinen Shops und Cafés fand ich auch ganz nett, die Bunker interessant, den Skanderbeg Platz als solchen plus Umgebung weniger. Stimmt, es ist grün, gibt vor allem viele Pinien und mutet sehr mediterran an. Unser Hotel war gleich neben der Uni am unteren Ende des Blloku Viertels. Trotzdem hat mich Tirana weniger begeistert als dich. Das Land Albanien soll aber sehr schön sein und ist auf meiner endlos langen Liste zu finden – bisher bin ich noch nicht dazu gekommen, es mir näher anzusehen.

    Antworten
    • Sarah Althaus
      7. August 2018 um 22:29

      In Tirana finden sich keine “spektakulären” Sightseeing Punkte oder Must-sees im Klassischen Sinne. Aber ich fand den Vibe der Stadt schon sehr packend, halt jung und in Erwartung der Zukunft. Das erzeugt immer eine ganz besondere Stimmung. Erwartet habe ich mir nicht allzu viel, daher war ich doch sehr überrascht und schlussendlich wurde Tirana eine kleine Entdeckung für mich.

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  • Abel
    24. November 2018 um 22:10

    Ich liebe Tirana. Es ist eine Stadt die lebt und auch die leben will.

    Ich hoffe der Bürgermeister von Tirana macht so weiter. Bald eröffnet das “Schloss von Tirana”, zwischen Skanderbegplatz und Blloku.

    Ps:- die Wolke(Reja/Cloud) nächstes Mal besuchen
    – den grossen Park, da gibts auch Kulturmonumente.
    – Museum Shtëpia e gjetheve
    -ZETA Zentrum für zeitgenössische Kunst
    -Uhrturm besteigen
    -Tirana Mosaic (Mozaiku i Tiranes)
    -Haus von Sali Shijaku

    Antworten
    • Sarah Althaus
      27. November 2018 um 19:42

      Lieben Dank für die vielen Tipps! Perfekt für den nächsten Besuch in Tirana!

      Antworten
  • Simon
    12. Januar 2019 um 11:15

    Wenn Du übrigens das Arbeits- und Gefangenenlager Spaç komplett besichtigen willst, ist es in etwa eineinhalb Stunden Autofahrt von Tirana aus zu erreichen. Es liegt ziemlich “schön” in den Bergen nördlich von Rubik und Rrëshen und lässt das Grauen der Diktatur erahnen.

    Was mir in Tirana außerdem noch gut gefallen hat, war das Kunstmuseum Galeria Kombëtare e Arteve.

    Antworten
    • Sarah Althaus
      13. Januar 2019 um 20:32

      Über das Lager habe ich auch gelesen. Es lag aber gerade überhaupt nicht auf unserer Strecke und durch von Bunk’Art konnte ich mich schon ziemlich gut informieren. Danke für deine Ergänzung!

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  • evelyn
    1. April 2023 um 23:38

    HI Sarah,
    der Berg heißt übrigens Dajti, nicht Dajit. Kannst Du auch auf der Seilbahnkabine auf deinem Foto sehen. 🙂
    Liebe Grüße,
    Evelyn

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