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Was ist eine Technische Analyse?

Was ist eine Technische Analyse?

Rote und grüne Linien, viele Balken und Striche und was soll ich jetzt damit anfangen? Wir erklären was eine Technische Chartanalyse ist und wie sie funktioniert.

Du hast angefangen dich mit Aktien oder ETFs zu beschäftigen und bist auf Chartanalysen aufmerksam geworden? Und dann hast du dir diese Kritzeleien angeschaut und nicht gewusst, was du nun damit anfangen sollst? Technische Chartanalysen sind sehr spannend und bieten viele Möglichkeiten um Anlagen zu bewerten, am besten im Kombination mit einer Fundamentalanalyse, bei der das dahinterstehende Unternehmen bewertet wird.

Mit einer technischer Analyse wird versucht, die zukünftige Entwicklung eines Aktienkurses anhand vergangener Marktdaten vorherzusagen. Hierzu wird sich bestimmter Chartmuster, Kerzenformationen und Indikatoren bedient.

Das Thema technische Analyse füllt ganze Bücher und Seminarreihen und am Ende liegt es natürlich auch an einem selbst, wie man das aktuelle Chartbild interpretiert. Wir möchten dir hier jedoch einen ersten Einblick in die Welt der technischen Analyse geben.

Warum funktioniert eine Chartanalyse?

Alle schauen sich das Gleiche in einem Chart an und reagieren auf dieselbe Weise darauf. Technische Chartanalyse funktioniert also mittels Massenpsychologie. Niemand kann vorhersagen wann Aktien ge- oder verkauft werden, aber eine technische Analyse kann dir dabei helfen, solche Zeitpunkte zu identifizieren.

Wichtig ist, das es ein Zusammenspiel mehrere Komponenten ist, damit du die Wahrscheinlichkeit auf deiner Seite hast. Verlasse dich nie nur auf einen Indikator, eine Trendlinie oder gleitenden Durchschnitt. Aber selbst wenn du das scheinbar perfekte Set-up für einen Trade gefunden hast, ist das natürlich noch keine Garantie, dass es so läuft, wie du es dir ausgemalt hast.

Technische Chartanalyse ist eine Möglichkeit von vielen, um Unternehmen und Zeitpunkte zu bewerten und du solltest sie nie alleine betrachten, sondern zusammen mit vielen weiteren Informationen.

Die Bedeutung der Kerzen

Zuerst ist es wichtig, dass du die Kerzen in einem Chart richtig lesen kannst.
Es gibt rote und grüne Kerzen, die oft entsprechende Dochte nach oben oder unten haben und entweder gefüllt oder hohl sind.

Was ist eine Technische Analyse?

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass eine hollow candle eine bullische Kerze ist, da der aktuelle Schlusskurs über dem Eröffnungskurs liegt, also eine Aufwärtsbewegung andeutet. Bei einer gefüllten Kerze (solid candle) liegt der aktuelle Kurs unter dem Eröffnungskurs und ist daher eher bearish, also mit Abwärtstrend. Die Farbe ist hier erst einmal zweitrangig. Ist die Kerze nun grün, liegt der Kurs über dem Kurs der vorherigen Kerze. Ist sie rot, ist der Kurs tiefer als der der vorherigen Kerze.

Zeiteinheit

Die Zeiteinheit der Kerzen kannst du frei wählen. Meist entspricht eine Kerze einem Tag, einer Woche oder einem Monat. Entsprechend der Zeiteinheit investiert oder tradet man meist auch.

Für langfristige Investments eignen sich die Wochen- und Monatscharts. Wer Bewegungen von ein paar Tagen oder Wochen handeln will, bewegt sich im Tageschart und wer sich im Daytraden probiert, im Minutenchart.

Widerstand

Zu den Klassikern der technischen Analyse gehören Widerstände und Unterstützungslinien. Ein Widerstand ist eine markante Marke, an der der Kurs vermehrt abprallt und nicht mehr weiter steigt. Hier am Beispiel von Apple (violette Markierung):

Was ist eine Technische Analyse?

Apple hat es nicht geschafft, den violettem Bereich zu verlassen und ist nach dem Anlaufen in diese Zonen wieder gesunken.

Unterstützung

Das Gegenstück zum Widerstand ist die Unterstützung. So wie es Zonen gibt, an denen der Aktienkurs immer wieder scheitert und nicht darüber hinausgeht, gibt es auch Zonen, die ein Aktienkurs nicht unterschreitet. An diesen Bereichen bricht der Kurs nicht nach unten weg sondern macht wieder eine Gegenbewegung nach oben.

Hier am Beispiel des SPY, einem ETF auf den S&P 500:

Was ist eine Technische Analyse?

Das Beispiel hier ist interessant, da die aktuellen Unterstützungszonen in der Vergangenheit Widerstände waren. Aus vergangenen Widerstandszonen entwickeln sich im späteren Verlauf öfter Unterstützungsbereiche.

Trendlinien und Trendkanäle

Mit Trendlinien oder Trendkanälen versucht man, den aktuellen Chartverlauf darzustellen. Oft auch mit dem Gedanken, potentielle Widerstände bzw. Unterstützungen zu erkennen. Ein Trendkanal ist der Bereich, in der sich die Aktie über einen bestimmten Zeitpunkt aufhält.

Was ist eine Technische Analyse?

Beispiel Trendkanal am SPY

Du suchst dir hier markante Hochpunkte und verbindest diese. Dann ziehst du eine parallele Linien entlang der Tiefpunkte und du hast deinen Trendkanal. Am obigen Beispiel siehst du gut, wie sich der Kurs in diesem Bereich aufhält und unten und oben immer wieder abprallt.

Umkehrkerzen

Es gibt unzählige Kerzenformationen. Wir möchten dir hier nur zwei wichtige vorstellen, da die Vielzahl an Kerzenformationen schon einen eigenen Artikel füllen würde.

Der Hammer besteht aus einem kleinen Körper und einem langen Docht. Das bedeutet, dass während des Tages der Kurs schon deutlich tiefer stand und Käufer zurückgekommen sind und den Kurs nach oben getrieben haben. Der Hammer befindet sich i.d.R. am Ende eines Abwärtstrends.

Was ist eine Technische Analyse?

Der Shooting Star ist so zusagen der Gegensatz zum Hammer. Er kann einen fallenden Markt am Ende eines Aufwärtstrend ankündigen. Der Markt war im Verlauf des Tages (wir gehen hier mal vom Tageschart aus) höher, wurde aber von den Verkäufern nach unten gedrückt.

Was ist eine Technische Analyse?

Indikatoren

Indikatoren sind Teil der technischen Analyse und sollen dir Kauf- bzw. Verkaufssignale liefern.

SMA – Single Moving Average

Auf deutsch ist dies nichts anderes als der einfache, gleitende Durchschnitt. Dabei werden die Summe der Kurse im Betrachtungszeitraum durch die Handelstage geteilt. Oft verwendete SMAs sind der 200er (die 200 Tages-Linie) oder der 50er SMA.

Diese Linien können auch als Widerstands- oder Unterstützungslinien dienen. Steigende Linien sind eher ein bullisches Signal, sinkende eher ein bärisches.

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50er SMA (grün) und 200er SMA (blau)

EMA – Expotentiell Moving Average

Der EMA basiert auf den SMA. Du kannst ihn analog lesen. Beim EMA werden nur aktuelle Kurswerte stärker gewichtet als beim SMA und sie liefern dir so «kurzfristigere» Signale durch die stärkere Gewichtung aktueller Kurse.

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Im obigen Chartbild siehst du in blau den 10er EMA und in grün den 20er. Hier sind sie aufwärts gerichtet und der 10er EMA hat den 20er geschnitten, was als bullisch angesehen werden kann.

MACD

MACD steht für Moving Average Convergence/Divergence und kommt recht häufig zum Einsatz. Er berechnet sich aus zwei exponentiell gleitenden Durchschnitten. Ziel des Indikators ist, dass du durch ihn Kauf- bzw. Verkaufssignale erhältst.

Diese erhältst du, wenn sich die Linien kreuzen (von unten nach oben = Kauf, von oben nach unten = Verkauf) oder die dazugehörigen Balken die Nulllinie schneiden.

Ebenfalls zeigt er dir die Trendstärke an. Je weiter die Linien auseinander oder je höher die Balken sind, desto stärker ist der Trend.

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Microsoft-Chart mit MACD-Indikator

RSI

RSI steht für Relativ Strength Index und soll dir angeben, wann ein Aktienkurs über- bzw. unterkauft ist und dir so ebenfalls Kauf- bzw. Verkaufssignale geben.

Der Kurs des RSI schwankt zwischen 0 und 100. Werte unter 30 gelten als ein unterkauftes Niveau, Werte über 70 sollen ein überkauftes Niveau anzeigen.

Der Kurs kann auch länger in diesen hohen bzw. tiefen Zonen bleiben. Ein Signal erhältst du erst, wenn er die 30 von unten nach oben durchbricht oder die 70 von oben nach unten durchbricht.

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Tesla mit RSI-Indikator

Stochastik

Die Stochastik ist ebenfalls ein sehr beliebter Indikator. Er soll dir Kauf- bzw. Verkaufssignale liefern. Die Schwellen liegen hier bei 80 und 20. Durchbricht die Stochastik die 20er Linie von unten nach oben stellt dies ein Kaufsignal dar. Durchbricht sie die 80er Linie von oben nach unten, stellt dies ein Verkaufssignal dar.

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Google mit Stochhastik-Indikator

Hier siehst du Google mit einem (knappen) Kaufsignal in der Stochastik.

Wo kannst du Chartanalyse machen?

Tradingview ist ein super Tool für die Chartanalyse. Du kannst Zeichnungen für Trendkanäle, Widerstands- und Unterstützungslinien einfügen, diverse Indikatoren und Volumina anzeigen lassen.

Das Tool ist sehr umfangreich mit verschiedensten Fuktionen. Auch in der Gratis-Version stehen dir sehr viele Möglichkeiten zur Verfügung, du brauchst anfangs kein Bezahlabo, musst dafür mit ein wenig Werbung leben.

Auch eine technische Chartanalyse ist kein Hexenwerk und wer ein paar Indikatoren zu lesen weiss, wird Freude daran entwickeln und die Möglichkeit kaum ungenützt lassen.

Nutzt du technische Analyse für deine Investments?

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Achtung: Das ist keine Anlageberatung. Wir geben hier nach bestem Wissen und Gewissen unsere Erfahrungen und Meinungen wieder und vermitteln teils externe Quellen. Eine Investition ist jedoch deine eigene Entscheidung und soll gut überlegt sein. Investiere nur in das, was du auch wirklich verstehst und mit Geld, dass du auch wirklich hast. Wir übernehmen keine Haftung für deine Investitionen und daraus resultierende Ergebnisse.

Über die/den Autor/in

Das Reisen habe ich als Groundhopper an Fussballspielen in allen Gegenden der Welt lieben gelernt. Heute ist ein entspannter Morgen mit den Kids für mich der perfekte Start in den Tag und ausklingen lasse ich ihn am liebsten beim Sonnenuntergang am Strand. Ich bin ein Fan von ETFs, habe mich in Nicaragua verliebt und ich kann nicht ohne Pizza leben. Mein Ziel ist finanzielle Freiheit für mich und meine Familie.

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