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Endlich Orang Utans. Ein Besuch im Semenggoh Naturreservat in Kuching.

Endlich Orang Utans. Ein Besuch im Semenggoh Naturreservat in Kuching.

Bei einer Reise nach Borneo ist es unausweichlich. Immer wieder wird man gefragt: “Und, hast du schon Orang Utans gesehen?” Einzig in Borneo und Sumatra leben noch wilde Orang-Utans und diese sind abzählbar, so wenige sind es noch. Auf der malaiischen Seite von Borneo gibt es zwei bekannte Auffang- und Aufzuchtzentren für Orang Utans. Eines davon ist in der Nähe von Sandakan und das andere, welches ich besucht habe, ist das Semenggoh Nature Reserve Centre in der Nähe von Kuching.

Semenggoh Wildlife Centre in Kuching, Borneo

 

Das Semenggoh Wildlife Centre

Das Naturreservat in Kuching beherbergt nicht nur Orang Utans, sondern auch viele andere Tiere wie auch ein botanisches Zentrum. Die Orang Utans sind aber hier die Stars und der Grund, wieso die Touristen diese Station besuchen.

Die Orang Utans leben hier halb-wild. Das heisst, wenn diese ins Zentrum kommen, werden ihnen alle Fähigkeiten (wieder) antrainiert, die sie in der Wildnis benötigen. Sobald sie selbständig sind, werden sie in das umliegende Naturreservat entlassen. Zweimal täglich gibt es Fütterungen, zu denen die Orang Utans vielleicht erscheinen. Erst kürzlich ausgewilderte Tiere werden sehr wahrscheinlich zu den Futterzeiten zurückkehren. In der Früchtesaison ist es aber eher wahrscheinlich, dass sie nicht besonders hungrig sind und daher lieber im Wald bleiben.

Orang Utans in den Wäldern

Das Zentrum besteht seit 1975 und seitdem gab es so viele Auswilderungen von Orang Utans, dass der umliegende Wald mittlerweile an die Grenzen seiner Kapazität gestossen ist. Die rehabilitierten Orang Utang Mütter haben wiederum Babys bekommen, der Platz im Wald ist nunmehr beschränkt. Daher ist die Rehabilitationsarbeit in das Matang Wildlife Centre ausgelagert worden und in Kuching wird vor allem die Art und das Verhalten der Orang Utans studiert.

alle Fragen werden im Besucherzentrum beantwortet

 

Die Fütterungen

Zweimal täglich gibt es Fütterungen, um 9 Uhr morgens und um 15 Uhr nachmittags. Die erste Fütterung findet direkt beim Besucherzentrum des Naturreservates statt, wo auch prompt eine Mutter mit ihrem Kleinen daherkommt. Sie laufen mitten durch die Besucher und lassen sich überhaupt nicht stören.

Orang Utans in Kuching

 

Sobald sich diese am Essen genüsslich tun, klärt ein Guide uns über die Eigenheiten der Waldbewohner auf. Es werden auch alle Verhaltensregeln erklärt, denn jetzt geht es etwas waldeinwärts zur grossen Fütterungsplattform. Der Guide erwähnt, dass wir alle Taschen geschlossen halten sollen, denn wenn wir darin herumwühlen kann es sein, dass ein Orang Utan darin Essen vermutet und uns die Tasche entreisst.

Futterstationen in der Nähe von Kuching

Es wird auch erklärt, dass niemandem geholfen werden kann, wenn ein Orang Utan es auf einen Menschen abgesehen hat, denn dieser ist immer der Stärkere. Also werden nochmals alle Regeln durchgegangen: Ruhe, nicht sprechen, kein Blitz in der Kamera, Taschen geschlossen, Geduld haben, keine eigenen Fütterungen, kein Berührungen.

Orang Utans im Wildlife Centre

An der Fütterungsstation im Wald haben wir dann aber kein Glück, niemand will sich blicken lassen. Ich bin darüber aber nicht sonderlich betrübt, schliesslich ist es ja ein gutes Zeichen für die Orang Utans.

 

Hintergründe und meine 2 Cents

Wieso landet ein Orang Utan eigentlich in so einem Zentrum? Was geschieht mit den Tieren, dass sie nicht mehr in der Lage sind, sich selber zu ernähren? Meine Google-Suche wird hässlich. Als ich “Orang Utans in Borneo” eingeben will, wird bei den automatischen Vorschlägen die Ergänzung “in Bordellen” und “beim boxen” vorgeschlagen. Das lässt schon grausiges Erahnen und genau so ist es dann auch.

Google Suche Orang Utans

Die armen Tiere werden oft als junge Haustiere gehalten, zum rauchen, essen und trinken angehalten. Oder sie werden in Shows benutzt, in Kleider gesteckt, für Boxkämpfe benutzt, zur Belustigung im Zirkus gehalten oder in Bordelle gesteckt. Ja. In Bordelle. Du hast richtig gelesen. Bezahlt wird für ein junges Mädchen mehr, aber ein Orang Utan kostet mehr als eine ältere Prostituierte. Sagt mir jedenfalls das Internet. Die Bilder sind schockierend. Es ist ja nicht so, dass ich das vorher nicht auch schon gewusst hätte. Aber wenn ich die Tiere wirklich live sehe und danach die Bilder im Internet anschaue, wie sie rasiert und angekettet auf Freier warten müssen, ist es noch viel verstörender als vorher.

Ich weiss, solche Dinge erwartest du vielleicht nicht in einem Bericht über den Besuch eines Wildlifecentre, aber das gehört nun mal auch zur Wahrheit dazu. Diese Zentren gibt es ja nicht ohne Grund.

Der Besuch im Zentrum war gut und informativ. Die Pfleger dort sind sehr engagiert, beantworten alle Fragen und sind mit dem Herzen bei der Sache. Als keine Orang Utans bei der grossen Fütterung erschienen sind, wurden sie auch nicht mit Rufen angelockt, was ich sehr sympathisch fand.

Pfleger wartet auf die Orang Utans

Allerdings gibts auf dem selben Grundstück auch Krokodile, die in einem unsagbar kleinen Gehege untergebracht sind. Das hat mich dann schon ein bisschen verwirrt. Die armen Viecher können sich kaum um die eigene Achse drehen, während sich das Zentrum mit der Auswilderung und Pflege der Orang Utans brüstet.

Krokodil in einem ultrakleinen Gehege

 

Anreise

Die Tour in das Zentrum kann in jedem Reisebüro in Kuching gebucht werden. Auf meine Anfrage wurde mir ein Preis von 70 Ringgit (19 CHF) genannt, was ich persönlich völlig überrissen finde.

Man kann nämlich einfach in den Bus Nr. 6 einsteigen, der täglich um 7.20, 9.50, 13.00 und 15.00 Uhr an der Jalan Masijd, gleich hinter der grossen Moschee an der Wasserfront, abfährt. Um die Fütterungen mitzuerleben gehts also entweder morgens um 7.20 oder nachmittags um 13 Uhr los. Der Vorteil am Morgen ist natürlich, dass viel weniger Leute im Zentrum zu Besuch sind. Die Fahrt kostet 3 Ringgit (0.80 CHF) für einen Weg und dauert um die 45 Minuten. Vom Eingang des Zentrums muss dann noch einen Kilometer bis zum Besucherzentrum gelaufen werden.

Der Eintritt ins Zentrum kostet 10 Ringgit (2.70 CHF). Wenn man auf eigene Faust anreist, kommt man mit 16 Ringgit insgesamt anstatt 70 Ringgit deutlich billiger davon.

Warst du auch schon im Wildlifecentre in Kuching? Was hast du da für Erfahrungen gemacht? Oder hast du sonst wo Orang Utans gesehen? Erzähl davon in den Kommentaren.

Über die/den Autor/in

Früher als soloreisende Backpackerin, bin ich heute am liebsten mit der ganzen Familie unterwegs. Ich lebe, reise und arbeite auf der ganzen Welt und geniesse es, Jürgen und unsere Kids immer mit dabei zu haben. Mein Herz schlägt für Hawaii, Kryptowährungen und Schokoladeneis. Mein Ziel ist finanzielle Freiheit für mich und meine Familie.

8 Kommentare

  • Simon
    20. April 2014 um 11:38

    Hi Sarah
    Wir waren 2008 im gleichen Park und es ist bis Heute absolut unvergesslich. Die Krokis waren ebenfalls schon da in den kleinen Käfigen (glaube mich zu erinnern, so ein gaaaanz altes). Das kam uns auch komisch vor.

    Ich wünsche dir eine tolle weiterreise und freue mich schon sehr auf die nächsten Berichte (so sind wir auch noch ein bisschen auf reisen 😉 )

    Liebä Gruess us Adelbodä
    Simon

    Antworten
    • Sarah
      3. Mai 2014 um 6:42

      Ja also das mit den Krokodilen ist schon sehr fragwürdig… Aber den Orang Utans scheint es sehr gut zu gehen.

      Gruess zrügg id Bärgwäut 😉

      Antworten
  • […] Auch in der Umgebung von Kuching gibt es vieles zu entdecken. Den Bako Nationalpark oder die Sarawak Kulturdörfer zu besuchen, sind nur zwei von vielen Möglichkeiten, die sich dir bieten. Etwas Unvergleichliches erlebst du hier jedoch im Semenggoh Naturreservat. Hier kannst du halbwilde Orang-Utans hautnah erleben. […]

    Antworten
  • Florian
    26. Mai 2014 um 19:08

    Orang Utan, das lustigste Wort seit Ochsenschwanzsuppe!

    Das mit dem Bordell ist leider gar nicht so lustig…

    Antworten
  • Beatrice
    27. Juli 2014 um 16:02

    Liebe Sarah,
    ich war bisher noch nicht in Indonesien. Zwar wusste ich von der schlimmen Gefährdung der Orang-Utans, aber von diesen schrecklichen Absurditäten wie Prostitution hatte ich bisher noch nicht gehört. Habe auch gerade noch mal selbst recherchiert und schwanke zwischen Entsetzen und Wut, wozu manche Menschen fähig sind. Danke, dass Du in Deinem Artikel darauf aufmerksam gemacht hast.
    Viele Grüsse, Beatrice

    Antworten
    • Sarah
      27. Juli 2014 um 16:12

      Ich weiss, es ist irgendwie so unglaublich, dass man gar nicht so richtig weiss, wie man reagieren soll. Einfach nur entsetzlich.

      Antworten
  • […] Umgebung gibt es einiges zu sehen. Neben den Langhaus-Touren zum Beispiel bei einem Ausflug in das Semenggoh Naturreservat oder in den Bako Nationalpark mit seiner vielfältigen Natur und den seltenen Nasen-Affen. […]

    Antworten
  • Ron Vegan
    9. Februar 2020 um 6:44

    Danke für deinen tollen Reisebericht. Ich bin ebenfalls gerade auf Borneo und war auch gestern in dem Semenggoh Reservat, leider hatten wir allerdings kein Glück, denn es ist gerade Fruity Season. Deshalb konnten wir keine Orang Utans sehen. Jetzt sind wir am überlegen, noch in den Nordosten in das andere Reservat zu reisen, glaubst du, dort könnten wir eher Glück haben?
    Liebe Grüße,
    Ron

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