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München lässt mich mit einer Wanderung von Ost nach West die Stadt auf ganz neue Art geniessen. Ohne Hektik und mit Blick fürs Detail geht’s auf Entdeckungstour.
Das Ding mit Städtereisen ist ja oft, dass es mehr in Stress ausartet als in Genuss. Gerade wenn ich eine Stadt das erste Mal besuche, habe ich in meinem Kopf oft eine ganze Menge an Orten, die ich sehen oder besuchen will. Natürlich reichen dann zwei, ausnahmsweise auch mal drei Tage kaum aus, um all das unterzubringen. Und etwas entspannen will ich ja auch noch. Doch dabei keine Chance.
Um genau diesen Stress zu vermeiden und eine Städtereise auch mal anders anzugehen, bietet München die Stadtwanderungen an. Zwei Varianten, eine von Ost nach West (12 Km), die andere von Nord nach Süd (21 Km), stehen zur Auswahl. An diesem Wochenende lerne ich die Stadt auf der Ost-West Passage kennen. Um genügend Zeit für Genuss und Kultur zu haben, verteilen wir die Strecke sogar auf zwei Tage.
Prachtbauten am Prinzregententheater
Wir starten pompös und laufen die Prinzregentenstrasse entlang. Vom Prinzregententheater bis zur Villa Stuck passieren wir Museen und Kunsthäuser, die uns mit einer Kombination aus Jugendstil- und Klassizismus Elementen beeindrucken. Mit dem München City Pass in der Tasche geniessen wir in diesen Museen – und ganz vielen weiteren Orten – freien Eintritt.
Die Villa Stuck in München.
Wir erreichen den Friedensengel. Das Denkmal der griechischen Siegesgöttin Nike ist 38 Meter hoch und wurde in Gedenken an die 25 Jahre Frieden nach dem Deutsch-Französischen Krieg (1870/1871) errichtet. Von hier überblicken wir die Prinzregentenstrasse und erhaschen einen ersten Blick über München.
Der Friedensengel.
München.
Wir wandern weiter durch Bogenhausen und damit durch eine der nobelsten Gegenden Münchens. Wir bestaunen Jugendstilvillen, die heute auch oft Botschaften beherbergen. Ansonsten weiss man oft auch nicht so genau, wer denn da eigentlich wohnt, wie uns Franzi erklärt. Sie ist unser Guide auf dieser Etappe und klärt uns über München auf.
Sie weist uns aber auch immer wieder auf kleine Besonderheiten hin, die wir ohne sie wohl kaum bemerken würden. Dazu gehört auch das Café Mon im Hildebrandhaus. Die Einfachheit der Einrichtung in Kontrast zum Villengarten und die gemütlichen Liegestühle laden zum Verweilen ein.
Wir biegen in die Maximiliansanlagen ab und von der lärmenden Strasse stehen wir plötzlich im ruhigen Grün. Hier geht es entspannt zu und her. Leute spazieren, lesen und geniessen die Sonne. Hier befindet sich auch der Bogenhausener Friedhof, auf dem Persönlichkeiten wie Erich Kästner, Rainer Werner Fassbinder oder Oskar Maria Graf begraben sind. Die Maximiliansanlagen gelten noch als kleiner Geheimtipp zu den Anlagen in München.
Villa in Bogenhausen.
Chillen im Englischen Garten
Es sind nur ein paar Schritte über die Isar und wir erreichen den Englischen Garten, der als einer der grössten innerstädtischen Park der Welt gilt. Wir laufen an der bekannten Eisbachwelle vorbei, schauen kurz den Surfern zu und gehen weiter bis zum Chinesischen Turm und dem Biergarten. Hier tummeln sich Massen an Menschen, wobei die Gegend im Moment nicht so überfüllt ist, wie zu virusfreien Zeiten. Dennoch ist mir das Gedränge etwas zu gross, ich bin kein Fan von Menschenmassen.
Wir geniessen lieber die Aussicht vom Rundtempel Monopteros. Von hier blicken wir über den Englischen Garten bis zu den Dächern der Stadt.
Sicht vom Tempel über den Englischen Garten.
Der Tempel Monopteros im Englischen Garten in München.
Im Englischen Garten gibt es auch für Menschen wie mich – die es eher ruhiger mögen – das perfekte Plätzchen. Je weiter man Richtung Norden wandert, desto gemütlicher wird es. Es weidet sogar eine Schafherde in diesem Park. Auf 375 Hektar gibt es genug Platz für Alle.
Für unsere weitere Wanderung, stärken wir uns mit einer Schorle aus dem Milchhäusl, dass auch eine Vielfalt an Bio Speisen anbietet.
Im Englischen Garten in München.
Entdeckungen in der quirligen Maxvorstadt
Bevor wir mit dem Museumsviertel das Ziel der heutigen Wanderung erreichen, machen wir einen Abstecher zur LMU, der Ludwig-Maximilians-Universität. Die geschichtsträchtige Uni hat schon eine ganze Menge an Nobelpreisträgern hervorgebracht.
Wir sind aber aus einem anderen geschichtlichen Hintergrund hier. Wir wollen den Geschwister-Scholl-Platz und den Professor-Huber-Platz besuchen, die an den Widerstand der „Weissen Rose“ gegen das NS-Regime erinnern. Auf dem Vorplatz der Universität wurden Flugblätter verteilt, die das Ende der Hitler-Diktatur forderten. Heute befindet sich dort das Denkmal der Geschwister Scholl.
Denkmahl der Geschwister Scholl vor der LMU in München.
Von hier geht es direkt in die Maxvorstadt, ins Studentenviertel. Wir finden jede Menge Kneipen, Restaurants und Läden. Besonders gut gefallen mir letztere, denn davon gibt es jede Menge. Wir finden hier zum Beispiel den Ohne Laden zum verpackungsfrei einkaufen oder den Veganista, einen veganen Eco-Fair-Fashion Laden.
Wir besuchen die Hutmacherin Nicki Marquardt. Obwohl ich eigentlich so gar nichts mit Hüten zu tun habe, komme ich begeistert wieder aus ihrem Laden. Erstens ist es das Handwerk, das mich begeistert. Sie kreiert alle Hüte selbst und fertigt diese von Hand.
Das Handwerk als Hutmacherin beherrschen nicht mehr viele. Umso mehr bewundere ich die teils ausgefallenen Kreationen von Nicki Marquardt und Ihren Mitarbeiterinnen. In stundenlanger Arbeit und mit viel Liebe zum Detail entstehen die eigenwilligsten Kreationen und ich bin versucht, mich mit der neusten Hutmode zu krönen.
Zu Besuch bei der Hutmacherin Nicki Marquardt.
Hutmode.
Museumshopping im Kunstareal
Der zweite Teil unserer Stadtwanderung unternehmen wir am nächsten Tag und wir machen da weiter wo wir aufgehört haben: im Museumsviertel. Bereits im Vorfeld habe ich mich schlau gemacht, was ich mir hier anschauen will. Schliesslich vereint das Kunstareal 18 Museen und Ausstellungshäuser, darunter die Alte und Neue Pinakothek, die Pinakothek der Moderne, das Ägyptische Museum und das NS-Dokumentationszentrum.
Das Museum Brandhorst zieht mich bereits mit der Fassade aus farbigen Keramikstäben in seinen Bann. Wir bestaunen die Werke von Cy Twombly und von Andy Warhol, dem King der Pop Art. Die Sammlung Brandhorst umfasst über 1000 Werke von Künstler:innen des 20. und 21. Jahrhunderts und zeigt wichtige Positionen zeitgenössischer Kunst.
Das Museum Brandhorst (li).
Lepanto-Saal im Museum Brandhorst, Cy Twombly, Teile des Lepanto-Gemäldezyklus (2001)
© Cy Twombly Foundation, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Als Kontrast wollen wir uns in der Alten Pinakothek die Meisterwerke der europäischen Malerei vom Mittelalter bis zum ausgehenden Rokoko anschauen. Leider wird unser Vorhaben an der Eingangstüre jäh beendet, da wir kein Zeitfenster gebucht haben. Durch das Corona Virus ist ein spontaner Museumsbesuch leider nicht drin. Und da heute Sonntag ist, sind wir nicht die Einzigen, die das Museum besuchen wollen.
Wir weichen in die Pinakothek der Moderne, welche vier eigenständige Museen beherbergt. Zu finden ist die Sammlung Moderner Kunst, die Staatliche Graphische Sammlung, das Architekturmuseum und das Design Museum.
Die Pinakothek der Moderne.
Ausstellung „AU RENDEZ-VOUS DES AMIS. Klassische Moderne im Dialog mit Gegenwartskunst aus der Sammlung Goetz“.
Insgesamt lässt sich für Kunstinteressierte in diesem Viertel locker einen Tag verbringen, ohne dass es langweilig wird. Schliesslich gibt es noch viele weitere Museen zu besuchen. Der Eintritt in die Museen ist im München City Pass inbegriffen, sonntags kosten die Museen für alle nur 1.- Euro Eintritt.
Vom Kreativquartier zum Schloss Nymphenburg
Nach einem ausgiebigen Brunch (Details siehe Restauranttipps am Ende des Artikels) fahren wir ein paar Stationen mit der Strassenbahn bis zum Kreativquartier. Auf 5 Ha entstehen Ideen und Projekte, werden Ateliers und offene Werkstätten betrieben und haben viele Kunstformen Platz.
Orte wie diesen mag ich ganz besonders gerne, da alternative Lebensmodelle und –formen zusammenkommen und mir immer wieder neue Impulse liefern. Leider ist aber an diesem Sonntag Vormittag hier nicht viel los. Es wird zwar gerade für ein Konzert aufgebaut, aber die Show scheint nicht in absehbarer Zeit zu starten.
Interessant ist die Geschichte des Geländes. Ab 1820 wurde das Gelände militärisch genutzt, u.a. als Zeughausremisen oder Artilleriewerkstätten. Ab 1925 übernahm die Stadt München die Nutzung des Geländes für Ämter und private Betriebe, wie die Bekleidungsfabrik Rosa Klauber.
Während dem 2. Weltkrieg wurde das Gelände teilweise enteignet und es fand eine Arisierung statt. Durch die Besatzungstruppen wurde das Gelände weitgehend zerstört.
Es ist schön zu sehen, wie sich das Gelände entwickelt hat und heute einen kunterbunten Mix an Menschen beherbergt.
Interessante Geschichte des Kreativquartiers.
Das Kreativquartier in München.
Über die Dom-Pedro-Strasse laufen wir jetzt zum Beginn des Nymphenburger Kanals und folgen diesem, bis wir das Schloss Nymphenburg erreichen. Die beiden Strassen entlang des Kanals sind im Sommer für motorisierten Verkehr gesperrt. Dementsprechend idyllisch ist es hier. An der Uferböschung lesen Leute Bücher, gönnen sich einen Spaziergang oder geniessen einfach sitzend die Zeit und üben sich im Nichts tun. Es sind teils richtig idyllische Eindrücke.
Idylle am Kanal des Schloss Nymphenburg.
Sarah in München.
Unser Spaziergang im Park des Schloss Nymphenburg ist ein perfekter Abschluss der Stadtwanderung. Wir spazieren durch die Parkanlage, bestaunen den königlichen Bau und akkurat angelegten Gärten. Hier lassen wir unsere München Wanderung ausklingen.
Das Schloss Nymphenburg in München.
Im Schlosspark Nymphenburg.
München und sein Schloss Nymphenburg.
Meine Pro-Tipps für München
Während dieser München Reise habe ich einige interessante Entdeckungen gemacht und Ecken kennengelernt, die ich so in München nicht erwartet habe. Von einigen habe ich schon erzählt, andere Orte möchte ich dir in meinen Pro-Tipps noch verraten.
Insider-Tipp
Mit dem Werksviertel-Mitte habe ich ein spannendes Viertel in München entdeckt, dass noch nicht bei vielen auf dem Radar ist. Direkt hinter dem Ostbahnhof entsteht ein bunter Mix aus Kunst, Unterhaltung, Kulinarik und Sport.
Willkommen im Werksviertel-Mitte.
Ursprünglich stand hier die Pfanni-Fabrik, welche mit ihrem damals revolutionären Kartoffelpüree in den 50er Jahren die Knödel-Ära hervorgebracht hat. Noch heute sind Spuren der Fabrik zu sehen, beispielsweise alte Geleise, welche durch das Gelände führen und damals für den Warentransport gebraucht wurden. Auch eine kleine Ausstellung ist auf dem Gelände zu sehen. In den 90ern hat sich das Gelände zum grössten Partyort Europas entwickelt, bevor es vor ein paar Jahren als Kreativ- und Innovationsstandort umgenutzt wurde.
Das Konzept ist spannend. Das Viertel soll einen bunten Mix an Menschen anziehen. Daher ist im Gebäude, in dem ein 5*-Hotel untergebracht ist, gleichzeitig im Parterre ein Hostel eröffnet worden. Es gibt eine Kletterhalle neben dem Konzertsaal und einen Biergarten neben dem Thai-Restaurant.
Moderne Gebäude mischen sich…
….mit Biergärten.
Das Umadum-Riesenrad im Werksviertel-Mitte.
Besonderen Fokus wird auf das Thema Nachhaltigkeit gesetzt. Auf dem Dach des WERK3 ist eine Stadtalm entstanden, die Walliser Schwarznasenschafe, Hühner und Bienenvölker ihr zu Hause nennen. Die „Almschule“ ist in erster Linie ein Bildungsprojekt für Schüler:innen der Stadt München und kann im Rahmen von offiziellen Führungen besucht werden.
Auch von den Kunstschaffenden, welche im Containerkollektiv mitwirken wollen, muss ein Nachhaltigkeitskonzept vorgelegt werden. Die Container auf dem Areal des Werksviertel-Mitte werden im Turnus neu bezogen und Künstler:innen haben so die Möglichkeit, ihre Kunst einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Kunst im Werksviertel-Mitte in München.
Das Container-Kollektiv im Werksviertel.
just beautiful
Im ganzen Viertel spielt Streetart eine grosse Rolle. Angeführt von Münchens Liebings-Graffiti-Künstler Loomit, ist das ganze Werksviertel-Mitte mit Kunstwerken überzogen. Hier findet jeweils auch das erste und einzige Street-Art Festival für Künstlerinnen statt.
Mit dem Umadum Riesenrad, der vielseitigen Essensangeboten und den unterschiedlichsten kulturellen Angeboten ist ein das Werksviertel-Mitte ein Stadtquartier, das du bei deinem nächsten München Besuch nicht verpassen darfst.
Kunstwerk des Street Art Festivals für Frauen.
Im Werksviertel findet das einzige Street-Art Festival für Frauen statt.
By Loomit und Gang.
Kulinarik-Tipps
Wir haben uns kreuz und quer durch München probiert – mit Fokus auf vegetarische oder vegane Küche. Meine Tipps:
Frühstück
- Boulangerie Dompierre, Werksviertel-Mitte (auch weitere Standorte in München). Hervorragende französische Bäckerei und richtig guten Frühstückskaffee.
- Heinrich Matters, Maxvorstadt. Am Wochenende den ganzen Tag frühstücken von den Klassikern, über Bowls bis hin zu allen möglichen Ei-Variationen.
Hauptspeisen
- The Gratitude Eatery, Maxvorstadt. Aussergewöhnliche vegane Kreationen mit dem gewissen Etwas. Exzellente Vorspeisen.
- Klinglwirt, Haidhausen. Nicht explizit vegetarisch, aber mit ausgewählten vegetarischen Gerichten, alles in in Bio-Qualität und in uriger, traditionell bayrischer Atmosphäre.
Streetfood / To-Go
- Asia Street by MUN, Werksviertel. Sushi To-Go des mehrfach prämierten Chefkochs Mun Kim.
- Organic Garden, am Viktualienmarkt. Vegane Hot-Dogs in vielen Varianten, mit selbst angebauten Zutaten.
Dessert
- Cafe Frischhut, am Viktualienmarkt. DER Ort, um eine Schmalznudel mit Cappuccino zu geniessen. Die Münchner nennen das süsse Schmalzgebäck übrigens „Ausgezogene“.
Apéro
- Café im Vorhoelzer Forum, Museumsquartier. Geheimtipp mit rundum Blick über München. Perfekt für einen Sundowner.
- Cafe Mon im Hildebrandhaus, Bogenhausen. Lockere Atmosphäre im Garten, Café und Kuchen.
Müchenspezifisch
- Hirschgarten, Neuhausen-Nymphenburg. Ein Biergarten muss sein, wenn in München. Der Hirschgarten ist der Grösste der Stadt und definitiv ein Erlebnis.
- Probiertour auf dem Viktualienmarkt. Die Delikatessen der Stadt probieren und allerlei Wissenswertes erklärt bekommen von einem Guide der Stadt München.
Übernachtungs-Tipp
Das Gambino ist das erste Hotel im Werksviertel-Mitte. Der Fokus wird auf das bestmögliche Schlafen gesetzt, die Betten sind hochwertig und bequem und die Aussicht auf das Umadum Riesenrad direkt vor dem Fenster spektakulär.
Die Lage an sich – mitten im Werksviertel – ist perfekt, da alles nur ein paar Schritte entfernt ist: Stadtalm, vielseitige Essensangebote, Einkaufsmöglichkeiten, Kultur, Bahnhof… Mir persönlich gefällt es auch gut, dass es für einmal nicht mitten in der Innenstadt ist, sondern in einem neuen, spannenden Viertel.
Reise-Tipp
Ich bin Fan von Zugreisen und wenn immer möglich, bin ich mit der Bahn unterwegs. Die SBB bietet seit dem Dezember 2020 eine neue Verbindung von Zürich nach München an. Dank der vollständigen Elektrifizierung der Strecke verkehren neu sechs Züge pro Tag und Richtung. Die Fahrdauer beträgt nur noch vier Stunden. Schneller und gemütlicher ist München nicht zu erreichen.
Suchst du noch mehr Reisetipps für München? Dann gehts hier lang… Und wenn du von dort weiter Deutschland bereisen willst, zum Beispiel nach Bremen, in die Sächsische Schweiz oder nach Norderney – findest du unter diesem Link all meine Tipps.
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