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Leben und Arbeiten auf den Malediven

Leben und Arbeiten auf den Malediven

**Gastbeitrag von Lena Jenal**

Sind die Malediven nicht eine Traumdestination von uns allen? Kristallklares Wasser, weisse Sandstrände, kleine Inseln und Abgeschiedenheit pur? Lena von Life&Dive arbeitet dort wo andere Urlaub machen: Im Paradies. In diesem Gastbeitrag erzählt sie wie es dazu kam, wie es ist in einem muslimischen Land zu leben und sie gibt Reisetipps für die Malediven.

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Things to do before you die

Wie viele gute Dinge im Leben, begann auch meine Geschichte in einer cocktailgeschwängerten Nacht mit meiner besten Freundin, als zwischen unseren Long Island Iceteas eine Liste mit Dingen entstand, die wir in unserem Leben noch tun wollten. Auf meiner Liste stand zwischen “nach Tibet reisen” und “ein Buch veröffentlichen”, “einen Tauchschein machen”.

Tauchen auf den Malediven: Schon immer ein Traum von Lena.

Der Sinn des Lebens

Erst Jahre später ergab es sich im Urlaub in Ägypten, dass ich dieses Vorhaben in die Tat umsetzte. Was ich damals jedoch nicht ahnen konnte: Meine erste Erfahrung unter Wasser sollte alles verändern. Die Freiheit, die Weite, die Farben und die Vielfalt an Lebewesen im Roten Meer beeindruckten mich so sehr, dass ich mir augenblicklich sicher war, den Sinn meines Lebens gefunden zu haben. Eindeutig. Ich gehöre unter Wasser!

So kam es, dass ich noch in meiner ersten Tauchstunde entschied, niemals mehr etwas anderes zu tun. Doch ganz so einfach war es natürlich nicht. Trotz neuer Passion ging mein Ägyptenurlaub zu Ende und ich musste wehmütig nach Hause zurückkehren. Doch ich hatte mich verändert. Von nun an setzte ich alles daran möglichst schnell und häufig wieder abzutauchen.

Ich reduzierte alle meine Ausgaben auf ein Minimum, nahm einen zusätzlichen Job an und schaffte es so mir bis zu 4 x im Jahr einen Tauchurlaub zu leisten. In der Zwischenzeit erkundete ich gemeinsam mit meinen neuen Freunden im Tauchverein die heimischen Seen. Doch mein Wunsch nach Meer wurde immer stärker. Und mit jeder Heimreise aus den Tauchferien wuchs die Gewissheit, dass das Leben zu kostbar war, um nur die Tage bis zum nächsten Urlaub zu zählen.

Faszinierende Unterwasserwelt auf den Malediven.

Reisende soll man nicht aufhalten

So kam es im Sommer 2012 zu meinen ersten Gehversuchen in der Tauchindustrie. Aus den geplanten 6 Wochen für eine Divemaster Ausbildung, wurde ein fast viermonatiger Aufenthalt und mein erster Job als Tauchguide auf der Insel Zypern. Als ich kurz vor Weihnachten in Frankfurt am Flughafen meinem Vater in die Arme stolperte, hatte ich bereits einen Vertrag für das kommende Jahr im Seesack, was ihn übrigens sehr freute.

Trotz der mahnenden und abratenden Stimmen meines weiteren Umfeldes, löste ich im Februar 2013 meine Wohnung in Deutschland auf, meldete mich offiziell ab, kündigte meine Krankenversicherung und zog hinaus, die Ozeane zu erkunden. Damals noch ohne Partner stellte ich mich den Herausforderungen, die das Leben im Ausland und das Arbeiten in einem männerdominierten Arbeitsumfeld für mich bereit hielten. Ohne die Sicherheiten der Heimat, die Nähe zu Freunden und Familie, fühlte ich mich oft einsam und unverstanden. Aber ich zweifelte nie an meiner Entscheidung. Das Meer, die Fische und ich. Das fühlte sich gut an.

Es fühlt sich gut an, die Richtige Entscheidung getroffen zu haben.

New Home: Maldives

Seit Anfang des Jahres 2014, bin ich nun, mittlerweile mit Partner, auf den Malediven. Hier leben wir auf einer 200 x 800m grossen Insel, mitten im indischen Ozean. Und arbeiten da, wo andere ihren Traumurlaub verbringen.

Der Alltag ist auch hier nicht immer leicht. So gibt es zum Beispiel keinen Supermarkt auf der Insel – und die medizinische Versorgung ist allenfalls unzulänglich. So dienen Gynäkologen hier ausschliesslich zur Realisierung des Kinderwunsches, haben aber von Frauenheilkunde nur marginale Vorstellungen.

Hallo Paradies! Hier lebt Lena auf den Malediven.

Doch wenn während der Tauchgänge riesige Mantas über meinem Kopf ihre Tänze aufführen, oder grimmige Thunfische in atemberaubenden Tempo unerbittlich in Fischschwärme stossen und jagen, dann bin ich nicht nur fasziniert, sondern glücklich und dankbar. Dankbar dafür, dass ich an Dingen teilhaben darf, die andere Menschen nur aus TV-Dokus kennen. Dankbar dafür, jeden Morgen als erstes das Rauschen des Meeres hören zu dürfen und den Geruch von Salz und Sonne in der Nase zu haben. Dankbar dafür, in einem der letzten unberührten Paradiese der Erde leben zu dürfen.

Und ich bin mir selbst dankbar. Dass ich den Mut hatte, alles über Bord zu werfen, meiner Passion zu folgen und meinen Traum zu leben. Das Leben zu leben, das ich mir immer gewünscht habe. Ich nahm all meinen Mut zusammen, warf mein Herz ins Meer und sprang hinterher.

Da Leben wo andere Urlaub machen: Die Malediven.

Der andere Blickwinkel

Häufig werde ich gefragt, ob es nicht schwer ist, in einem muslimischen Land zu leben. Die Malediven sind schliesslich ein zu 100% islamischer Staat. Mit Wut und Herzblut möchte ich die Menschen zu Hause an meinen Erfahrungen teilhaben lassen, ihren kulturellen Horizont erweitern – und hoffentlich etwas in ihnen bewegen. Sie auffordern ihre Komfortzone, respektive Wohnzimmer, zu verlassen.

Denn Reisen verändert uns alle. Wir wechseln unsere Blickrichtung und werden offener für andere Lebensweisen. Themen der aktuellen Inlandspolitik, wie PEGIDA, können wir längst nicht mehr nachvollziehen. Wir Reisenden suchen nicht nach besseren Antworten, wir suchen nach besseren Fragen. Die Erfahrungen, die wir in anderen Kulturen sammeln, prägen unseren Charakter und lassen uns wachsen.

Es ist der Wanderer, der am Ende seines Lebens begreift, dass er kein Deutscher, kein Schweizer, kein Europäer, sondern ein Weltmensch ist.

Reisetipps Malediven

Reise in der “Regenzeit”

Wen es nicht stört, dass es gelegentlich mal für ein oder zwei Stunden regnet (oftmals ist es sogar viel weniger), der sollte in der Zeit von Mai-November auf die Malediven kommen. Die Resorts sind um ein vielfaches günstiger, und abhängig vom Atoll, zeigt sich die Unterwasserwelt in dieser Jahreszeit von ihrer spektakuläreren Seite.

Die Malediven, ein Naturparadies.

Verlasse den goldenen Käfig

Wer seinen Urlaub einzig im Resort verbringt, wird keinen Eindruck von den Malediven gewinnen. Das maledivische Leben hat nichts mit den Nobel-Inseln im Tourismus zu tun.
Die Malediven sind ein sehr sicheres Reiseland, auch für weibliche Singles, daher sollten unbedingt Besuche auf “local islands” und auch in die Hauptstadt Malé eingeplant werden.

Natur Pur

Wer auf die Malediven reist, bekommt die Möglichkeit Natur von ihrer schönsten Seite zu bewundern. Dazu zählen nicht nur Tauchen und Schnorcheln, sondern auch die zahllosen unbewohnten Inseln. Viele Wassersportbasen bieten hierfür Ausflüge mit Motorbooten, aber auch Katamaranen und anderen Segelbooten an.

So spektakulär gestaltet sich die Ankunft auf den Malediven.

Moonlight-Barbecue

Während des Vollmondes sollte man unbedingt an einem Mondschein-Barbecue teilnehmen. Auf der Sandbank, mitten im Atoll, wird frisch gefangener Fisch über dem Lagerfeuer gegrillt. Das dunkle Meer und die spärlich besiedelten Inseln lassen die Sterne auf den Malediven unvergleichlich heller strahlen. Romantik pur.

Bist du neugierig geworden und willst noch mehr Tipps, was es auf den Malediven alles zu tun gibt? Dann findest du diese hier.

Über die Autorin

Lena Jenal, 30 Jahre, Tauchlehrerin, Historikerin, Reisende. Seit drei Jahren lebt sie ihren Traum und arbeitet dauerhaft als Tauchlehrerin in verschiedenen Ländern. Ihr Projekt Life&Dive steht für die Verbindung von aktivem Meeresschutz und Tourismus. Auf ihrer Website bloggt sie zum Thema Tauchen & Tauchreisen und verwaltet ein bisher einzigartiges Informationsbord für Tauchlehrer weltweit. Du findest Lena auch auf Facebook oder Twitter.

Wie ist das bei dir? Kannst du dir auch vorstellen auszuwandern?

Über die/den Autor/in

Früher als soloreisende Backpackerin, bin ich heute am liebsten mit der ganzen Familie unterwegs. Ich lebe, reise und arbeite auf der ganzen Welt und geniesse es, Jürgen und unsere Kids immer mit dabei zu haben. Mein Herz schlägt für Hawaii, Kryptowährungen und Schokoladeneis. Mein Ziel ist finanzielle Freiheit für mich und meine Familie.

9 Kommentare

  • jochen
    15. Juni 2016 um 0:01

    Gute Entscheidung Sarah 🙂

    Antworten
  • Natalie Gertzen
    11. September 2018 um 17:57

    Ich habe grade den ersten Urlaub auf den Malediven hinter mir . Und ich muss sagen , er veränderte in mir wieder ein Stück mehr meines Alltags-grauen und leider jeden Tag engstirniger werdenden Blickwinkels . Völlig abseits von so vielen reizten denen wir täglich im Überfluss ausgesetzt sind . So reitzarm den Tag zu genießen , und doch so überflutet mit einer wunderschönen Welle neuer Eindrücke . wundervoll . Jede Reise ob kurz oder lang , jeder Urlaub , und selbst jeder Wochenendausflug in ein neues Land hat in mir den Drang aus dem 9 to 5 leben radikal auszubrechen größer gemacht. Ich empfinde nach jeder Reise in ein anderes , neues Land den Drang meinen Geist vor so viel Überfluss und Überlastung des heutigen Alltags zu schützen . Man möchte ausbrechen. Denn ist der Mensch wirklich dafür gemacht an einem Ort zu leben? Toller Blog ,und die Worte die du gefunden hast sind voller Mut , Kraft , positivität und zeigen einmal mehr wie sehr deine Entscheidung den Geist erweitert hat. Danke dafür , und weiter so!

    „Wir Reisenden suchen nicht nach besseren Antworten, wir suchen nach besseren Fragen. „.

    Wärmste Grüße auf die Malediven ! Natalie

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  • Dee
    11. Mai 2019 um 9:34

    Hi 🙂
    Tolle Seite
    Wo lebst du denn auf welcher Insel
    Wir waren auf kandolhu und es war traumhaft
    Wollen aber vielleicht auch mal eine andere Insel besuchen wenn es sich lohnt
    Wollte mir deine „mehr Tipps“ Seite anschauen aber wenn Mansur „hier“ klickt dann öffnet sich leider kein Link 🙁

    Antworten
  • Jenny
    24. Juli 2019 um 15:35

    Das hört sich so Traumhaft an! Ich würde da gerne Arbeit und Leben. Zwar nicht für immer, aber für paar Monate. Wie sieht es den mir Visum aus und Arbeitsplätzen?

    Antworten
    • Sarah Althaus
      24. Juli 2019 um 15:42

      Liebe Jenny. Infos zu den Visa- und Arbeitsbedingungen findest du auf der Website der Botschaft des jeweiligen Landes. Da die Bestimmungen oft wechseln können, kriegst du da die aktuellsten Informationen.

      Antworten
  • Nadine
    5. Oktober 2019 um 10:20

    Hi Sarah,
    ich bin seit gestern zurück aus dem Maledivenurlaub. Ich war für knapp zwei Wochen auf Lhaviyani. Kaum bin ich dort angekommen, habe ich nach vielen Jahren der Belastungen sofort meinen Frieden gefunden. Jedes Mal, wenn es für mich in der Vergangenheit in die Sonne ging, wollte ich dort bleiben. Diesmal wurde der Gedanke jedoch ernster/ intensiver.
    Ich habe mich sogar schon für eine Stelle “beworben” als Host. Ich müsste mind. 6 Tage die Woche arbeiten, und habe einen Tag frei. Die Möglichkeit zwischendurch nach Deutschland zu reisen gibt es leider nicht. Man kann lediglich besucht werden.
    Nach diesem Gespräch hatte ich einen Schnorchelausflug gebucht und ich wusste, das könnte meine neue Passion werden. In einer Tauchschule arbeiten. Jeden Tag von Neuem seinen Frieden und sein Glück finden. Ich habe mich in das Meeresleben verliebt. Dein Artikel spricht mir deswegen aus der Seele. Ich möchte dem unnötigen Stress der Deutschen nicht mehr ausgesetzt sein, ich möchte dem Konsumwahn, der Unfreundlichkeit und Verschlossenheit der Menschen hier entkommen.

    Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir einen Tipp auf den Weg geben kannst. Auch ich möchte nun einen Tauchschein machen, in einer Tauschschule arbeiten, zur Not sogar den Hostjob annehmen, um das erste Mal gern zur Arbeit zu gehen und vollkommen glücklich zu sein.

    Antworten
  • Verena Abt
    20. Dezember 2019 um 16:19

    Hallo Nadine,

    ich muss jetzt leider mal die Deutschen in Schutz nehmen. So schlimm, verschlossen und unfreundlich sind wir gar nicht. Ich bin Stewardess, zur Zeit auf den Malediven, aber überall auf der Welt zuhause. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich finde eher, hier auf den Malediven fühle ich mich abgelehnt und nicht freundlich behandelt. Wir sind weiß, ungläubig, trinken Alkohol und tragen Kleidung, die uns kaum bedeckt. Selbst in Malé, der Hauptstadt, wo man sich bedeckt, fand ich die Leute unfreundlich (und unser Hotel war zehn Jahre lang dort). Auch im Paradies ist nicht alles paradiesisch. Trotzdem viel Glück und Freude bei allen, was du vor hast.

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  • Bou
    18. April 2021 um 6:35

    Hallo zusammen, hallo Sarah.
    Du lebst meinen Traum 😊 sehr schön, ich bin selbst Migrant in Deutschland, ich will diesen Stress “diesem Normalen ” entfliehen. Einfach nur meine Insel 🏝️ meine Familie meine ruhe.

    Hat man vielleicht die Möglichkeit dich “Privat” per Email zu kontaktieren, bezüglich Infos über das Leben Arbeit usw. Auf meine Insel 🏝️ 😊 wäre super.

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  • Rosina
    23. Juni 2021 um 14:50

    Hi
    Ich war bereits 8 Mal auf den Malediven und wünschte es sei mein Arbeits- und Wohnort!
    Irgendwie will das bei mir einfach nicht klappen und es wird vielleicht ewig “nur”ein Feriendomizil bleiben. Vielleicht hast du ja Tipps, Tricks oder Connections für mich parat, ich halte es zu Hause nämlich kaum mehr aus….
    Hoffnungsvoll
    Rosy

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