Die Jöriseen gehören definitiv zu den schönsten Bergseen der Schweiz – und das will was heissen! Die Wanderung vom Fusse des Flüelapasses zu den Jöriseen und von dort runter nach Klosters gehört zu meinen persönlichen Top 5!
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Alle liegen im Bett und schlafen noch, nur ich schleiche mich auf Zehenspitzen aus dem Hotelzimmer. Nein, ich will nicht abhauen, aber eine Wanderung in der Bergwelt von Graubünden unternehmen. Dafür will ich früh los und ich will den Rest der Familie nicht aufwecken. Wir verbringen ein paar Tage in der Region Davos-Klosters und ich will die Gelegenheit nutzen, um endlich die Jöriseen mit eigenen Augen zu sehen.
Es gibt eine Handvoll Wanderungen in der Schweiz, die ich seit Jahren auf dem Schirm habe. Immer mal wieder stolpere ich auf Instagram drüber oder ich denke aus anderen Gründen daran – und die Jöriseen gehören auch zu dieser Handvoll. Immer wieder sehe ich die Seen in karger Umgebung türkis-blau schimmern und ich wünsche mir neidvoll einen freien Wandertag. Dieser ist nun da.
Von Davos Platz fahre ich mit dem Postauto in Richtung Flüelapass. Es ist der Bus Nr. 331, der bis nach Susch fährt. Auf der Strecke steigen immer mehr Wanderer dazu und da die Wanderung zu den Jöriseen doch alles andere als unbekannt ist, gehe ich davon aus, dass die Leute alle dasselbe im Sinn haben wie ich.
Als wir bei der Station Wägerhus anhalten, steigen nebst mir nur drei andere Leute aus. Der Rest fährt weiter und ich bin erleichtert. In den Alpen herrscht auf manchen bekannten Wanderwegen fast Stau, aber die Jöriseen scheinen nicht dazu zu gehören, jedenfalls nicht unter der Woche.
Aufstieg vom Wägerhus zur Winterlücke
Der Weg startet bereits spektakulär mit der Sicht zum Flüelapass und über die Weite der Berge. Schon jetzt kann ich mich kaum satt sehen, wie sich die Passstrasse durch die Berge schlängelt und die Sonne über den Berg blinzelt.
Mein Etappenziel ist die Winterlücke. Bei der ersten Abzweigung schlage ich den Weg nach rechts Richtung Winterlücke ein. Linkerhand geht es zum Jöriflüelafurgga. Alles ist perfekt ausgeschildert und nicht zu verfehlen.
Der Weg geht durch Geröllhänge stetig bergauf und ich passiere die ersten Schneefelder. Bald ist die Winterlücke in Sicht und nach den letzten anstrengenden Schritten bergauf, eröffnet sich mir das Panorama bis zum Silvrettamassiv, neben mir der Jörigletscher und das Wiishorn.
Vom Start beim Wägerhus ist die Route mit 1 ¾ Stunden ausgeschildert. Ich bin nach 1.20 h oben, obwohl ich eigentlich immer etwas länger brauche, da ich so viele Fotos mache und auch sonst eher gemütlich unterwegs bin.
Alleine in den Bergen Graubündens
Ich mache keine lange Pause, die Seen rufen mich. Ich will sie endlich sehen. Jetzt geht es über ein Bergplateau hinunter. Es ist ein spezielles Gefühl hier, ausgesetzt irgendwie. Um mich herum ragen überall Bergspitzen hervor und ich laufe hier wie auf dem Präsentierteller. Es sind kaum andere Menschen da und die meisten laufen in eine komplett andere Richtung. Warum kommen die nicht auch zu den Seen? Ich werde unsicher, ob ich den richtigen Weg gewählt habe, obwohl ich es etwa fünf Mal kontrolliert habe.
Szenen aus „Herr der Ringe“ fallen mir ein, als Frodo und Sam sich über Bergflanken kämpften. Aber ich werde zum Glück nicht verfolgt und ich muss auch keine ominösen Ringe in einen Feuerberg bringen. Ich will nur die Jöriseen sehen….
Im Alltag bin ich kaum mehr alleine, eigentlich gar nie, seit ich Kinder habe. Und wenn, dann halte ich mich dennoch an belebten Plätzen auf. Hier ist es still, ich bin alleine, ich sehe niemanden sonst. Ein schönes, verlorenes Gefühl…
Grün, Grüner, Jöriseen
Und plötzlich verändert sich die Vegetation. Es wird grüner, Blumen sammeln sich am Wegesrand. Dann stehe ich vor ihnen: Die Jöriseen. Es ist ein wundervoller Anblick und genau so spektakulär, wie ich mir das vorgestellt habe. Die Lage der Seen ist einzigartig, rundherum Berggipfel und dazu diese karge Hochebene.
Der grösste der Seen wird unterirdisch vom Schmelzwasser des Jörigletscher gespeist, was ihm die milchig-grüne Farbe verleiht. Die anderen Jöriseen sind tiefblau. Nach einer Fotoekstase meinerseits, setze ich mich hin und geniesse das Bild, dass sich mir bietet. Ganz bewusst schaue ich mir alles an und lasse es auf mich wirken. Es ist herrlich hier.
Nach dem Blick über die Seen führt der Weg genau zwischen ihnen hindurch. Vom Ufer aus präsentieren sie sich nochmals auf neue Weise und ich mache auch das erste Mal Tiere aus.
Aber bei meiner Entdeckung handelt es sich nicht etwa um Wild, Murmeltiere oder sonstige Fauna, die ich in den Bergen klassischerweise erwarten würde, sondern um einen Frosch. Er versteckt sich vor mir unter einem Felsstück und nach einem kurzen Bild, lasse ich ihn auch gleich in Ruhe.
Abstieg zum Berggasthaus Vereina
Die Sicht über das Jörital ist beeindruckend. Mir wird damit gleich vor Augen geführt, wo ich hinlaufen muss. Der Abstieg beginnt steil und geht sogleich in die Knie. Die Vegetation ist auf dieser Seite des Berges ganz anders und viel üppiger, als beim Aufstieg.
Der Jöribach stürzt hier ins Tal und lässt die Vegetation schön grün und moosig erscheinen. Ich denke an die schottischen Highlands und ich bin froh, dass ich diese Route anstatt den Rundweg um die Seen gewählt habe, da es so abwechslungsreich ist. Die Strecke bis zum Berghaus Vereina zieht sich zwar, ist aber wunderschön. Überall stürzen Wasserfälle in die Tiefe, es grasen Kühe und vereinzelt entdecke ich kleine Berghütten.
Beim Berggasthaus Vereina angekommen, sitzen bereits ein paar Wanderer beim späten Mittagessen. Auch ich gönne mir nach dieser Wanderung Älplermagronen mit einem kühlen Panaché. Ich sitze auf der Terrasse des Berggasthauses, geniesse die Sonne, die mir ins Gesicht scheint und ich bin dankbar, dass ich hier sein darf und diese wundervolle Bergwelt erleben darf.
Vom Berggasthaus geht es für mich mit dem Wandertaxi zurück nach Klosters und von dort mit dem Zug wieder nach Davos. Das Wandertaxi muss tags vorher reserviert werden.
Infos zur Jörisee-Wanderung
- Route: Wägerhus – Winterlücke – Jöriseen – Berggasthaus Vereina – Klosters
- Länge: 10 Km
- Dauer: ca. 4 Stunden
- Wandertaxi: vorab reservieren bei Gotschna Sport in Klosters (081 422 11 97)
- Routenbeschreibung inkl. Höhenprofil
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Disclaimer: Wir wurden von der Destination Davos-Klosters eingeladen. Die Wanderung zu den Jöriseen ist aber selber organisiert, durchgeführt und bezahlt.
2 Kommentare
Marco
29. September 2021 um 8:30Kenne die Ecke recht gut. Bin da schon als kleiner Bub über Stock und Stein geklettert. Schön die Region auch mal aus den Augen von jemand anderem zu sehen.
Wer bei der Tour noch nicht müde ist, dem empfehle ich den Weg vom Berghaus Vereina bis nach Klosters – Monbiel selbst unter die Füsse zu nehmen. Der Wanderweg führt auch an sehr schönen Plätzen vorbei.
Sarah
29. September 2021 um 9:32Danke für deine Ergänzung. Für mich war die Tour so gerade richtig von der Intensität, aber du hast völlig recht: es gibt noch so viele schöne Wege in dieser Gegend!