Es ist wieder soweit – der Jahrestag unserer Weltreise ist da. Vor ein paar Tagen hat mich mein digitaler Fotospeicher daran erinnert, dass es jetzt schon zwei Jahre her ist, seit wir unsere Reise angetreten haben. Bilder vom Flug nach Costa Rica tauchten auf, von einem Zeitpunkt, an dem wir noch keine Vorstellung davon hatten, was uns erwarten würde.
Damals hatten wir all unsere persönlichen Sachen aus der Wohnung geräumt und diese untervermietet. Vieles haben wir verkauft oder verschenkt und nur das Nötigste im Keller gelagert. Voller Vorfreude brachen wir auf zu einem Abenteuer, von dem wir nicht wussten, wie lange es dauern oder wohin es uns führen würde. Die erste Station: Uvita, Costa Rica. Hier blieben wir drei Monate.
Nun, zwei Jahre später, schauen wir uns diese Bilder mit einer Mischung aus Nostalgie und Sehnsucht an. Die Erinnerungen an Gerüche, Geräusche und Gefühle werden lebendig und lassen die Bilder noch eindrücklicher wirken. Es fühlt sich an, als läge das alles viel länger zurück, fast wie aus einem anderen Leben. Dennoch ist diese Reise noch immer so präsent in unserem Alltag, wie ich es nie für möglich gehalten hätte.
Alltagserinnerungen
Fast täglich erinnert sich jemand von uns vier an eine bestimmte Situation der Reise. Sei es, wenn wir beim Einkaufen eine Drachenfrucht sehen, und die Kids dann von Fernando trerzählen, dem schweigsamen Obstverkäufer in Ayampe, Ecuador, bei dem wir die Früchte immer direkt vom Laster gekauft haben. Zweimal die Woche fuhr er an unserem Bungalow vorbei und brachte uns die frischesten Früchte.
Oder wenn Jürgen Spiegeleier brät und die Kinder anfangen, über das beste „Reis mit Ei“ in Thailand zu sprechen, das damals ihre absolute Leibspeise war. Oder wenn ich an einem kleinen Stück Palo Santo rieche, das wir in Ecuador jeden Abend verbrannten, um die Mücken zu vertreiben – genau für diese Erinnerung hatte ich es in der Schweiz für eine Unsumme gekauft. Wassermelonen erinnern uns automatisch an die Nashornvögel auf Pulau Pangkor in Malaysia. Die Liste ist lang, und bei so vielen Momenten fühlen wir uns direkt in diese Zeit zurückversetzt.
Kindererinnerungen
Menschen, die skeptisch sind, wenn es um das Reisen mit kleinen Kindern geht, haben oft das Argument: „Aber die Kinder erinnern sich doch an gar nichts.“ Dieser Aussage kann ich aus zweierlei Gründen widersprechen.
Erstens: Auch die Eltern erinnern sich, und zwar sehr lebendig. Nur weil man Eltern wird, hört man nicht auf, als eigenständige Person zu existieren. Für uns als Erwachsene waren diese Erlebnisse genauso prägend, unabhängig davon, wie viel unsere Kinder sich davon behalten haben.
Zweitens: Unsere Kinder erinnern sich tatsächlich lebhaft an das Jahr, das wir auf Reisen verbrachten. Dieses Jahr war wohl das prägendste in ihrem Leben und hatte ausschliesslich positive Einflüsse. Als wir aufbrachen, waren sie zwei und vier Jahre alt – ein Alter, das rückblickend perfekt war. Die kindliche Neugier war gross, Vorurteile gab es keine, und alles war ein einziges grosses Abenteuer.
Die Erinnerungen unserer Kinder sind überraschend präsent und lebendig. Immer wieder sprechen sie von Tieren, Stränden, Begegnungen, Essen oder einfach von alltäglichen Momenten unserer Reise. Für sie ist diese Zeit genauso unvergesslich wie für uns.
Würden wir es wieder tun?
Ohne Wenn und Aber. Unsere Weltreise war die beste Entscheidung, die wir je getroffen haben. Unsere Familie ist enger zusammengewachsen als je zuvor, und wir haben Erinnerungen geschaffen, die uns für immer begleiten werden.
Natürlich hat die Reise einiges an Planung und Geld erfordert, ab und zu auch viele Nerven. Doch ich bereue keinen einzigen Franken, keinen Baht und keinen Ringgit. Für uns als Familie war es bislang die wertvollste Zeit unseres Lebens.
Falls du dich gerade fragst, ob du dich mit deiner Familie auf eine solche Reise wagen solltest; falls du dich mit Kritiker:innen auseinandersetzen musst, die meinen, es sei zu gefährlich, zu unsicher, zu verantwortungslos oder was auch immer: Hör auf dein Herz und tue das, was für dich und deine Familie richtig ist. Wenn ihr reisen wollt, dann macht es. Es findet sich immer ein Weg.
So kitschig es auch klingt – die Erinnerungen und Erlebnisse, die ihr dabei schafft, kann euch niemand mehr nehmen. Es ist eine Zeit, die nur der Familie gehört, mit Chancen und Momenten, die man sonst über Jahrzehnte hinweg sammelt.
Auch wenn der Karriereweg vielleicht unterbrochen wird, wenn du vorher viel sparen oder organisatorische Hürden überwinden musst – es lohnt sich.
Was hält dich noch zurück?
Hier gibts viele Tipps und Inspiration für die Langzeitreise als Familie:
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