Guatemala hat mich vor allem durch eines begeistert: Seine Märkte. Nirgendwo in Zentralamerika gibt es so farbenprächtige und spannende Wochenmärkte wie in diesem Land. Es gibt sie überall, in jeder Stadt, in jedem Dorf und sie sind immer wieder eine Augenweide. Ganz besonders farbenprächtig und spannend ist der Markt in Chichicastenango. Ein komplizierter Name für eine so kleine Stadt, daher wird sie einfach Chichi genannt. So ist das viel einfacher.
Immer donnerstags und sonntags verwandelt sich der kleine Ort in einen riesigen Markt. Einige behaupten, es sei der grösste Markt Zentralamerikas. Ich weiss nicht, ob es wirklich der Grösste ist, aber wohl locker der Schönste in Zentralamerika.
Das Treiben hier ist unaufgeregt und entspannt. Obwohl jeweils schon am Vorabend die ersten Händler eintreffen, geht es locker und freundlich zu und her. Das Spektakel zieht natürlich auch einige Touristen an. Immer wieder mal werde ich von einer indigenen Guatemaltekin angerempelt, weil ich offensichtlich im Weg stehe. Die Frauen transportieren alles mögliche auf ihren Köpfen und Rücken, dass sie zum Verkauf anbieten. Wenn sie unterwegs sind, dann brauchen sie Platz und Touristen stehen da nur im Weg.
Bevor ich mich aber ins Getümmel stürze, frühstücke ich erstmals ordentlich. Und das geht am besten im Café La Villa de los Cofrades. Dieses zieht mich magisch an, als erstes erspähe ich eine alte Schreibmaschine und als ich auf dem Tisch auch noch eine Ausgabe von “Cien años de soledad” von Gabriel Garcia Marquez finde, muss ich mich einfach hinsetzen. Ich bestelle ein typisch guatemaltekisches Frühstück: Bohnen, Eier, Bananen und Tortillas. Dazu eine leckere Tasse Kaffee.
Gut gestärkt geht es als auf den Markt und gleich als erstes besuche ich das Zentrum davon: Die Markthalle. Diese wird ansonsten als Basketballfeld benutzt, aber an den Markttagen werden hier Geschäfte betrieben. Es wir gekauft und gehandelt, abgesprochen und verkauft. Vom ersten Geschoss kann ich dem Treiben wunderbar zuschauen, es ist gleichermassen faszinierend und entspannend.
Ich schlendere weiter über den Markt, stundenlang. Es gibt vieles zu entdecken und wie überall teilt sich der Markt in verschiedene Bezirke. Gleich zu Beginn wird der Tourist glücklich. Es gibt allerhand Gewebtes und Gesticktes, von Tischdecken bis zu Ponchos ist alles vorhanden.
Ich frage mich aber schon, ob das wirklich von Hand gewebt oder in China produzierte Billigware ist, die hier als “Original vom Dorf Blabla” an den Tourist gebracht wird. Bei näherer Betrachtung und anhand der schier unglaublichen Masse glaube ich eher an die Chinaversion…
Natürlich gibt es auch weitere Teile des Marktes, die eher die Guatemalteken ansprechen: Haushaltsgeräte, gefälschte DVDs, Sportpullis und was man sonst noch so im Alltag gebrauchen könnte. Aber über diesen Teil des Marktes zu schlendern finde ich interessanter, als mir angeblich handbestickte Hosen anzuschauen. Es zeigt einen Einblick in den Alltag, Mütter, die um ein eine Kochkelle feilschen, Jungs, die das neuste Actiondrama erstehen und Mädchen, die vorgeben, die interessierten Blicke der Jungs nicht zu bemerken. Irgendwie so wie es überall auf der Welt zu und her geht, nur eben auf guatemaltekisch.
Selbstverständlich gibt es auch einen Fleischmarkt, sowie einen Bezirk mit Töpferwaren oder auch ein Viertel für die Zwischenverpflegung. Hier werden alle Bedürfnisse gestillt.
Die Kirche San Tomas ist der gefühlte Mittelpunkt von Chichi. Hier geht es ganz besonders lebhaft zu und her, vor allem auch, da der Markt hier seinen Höhepunkt erreicht. Auf den Stufen zur Kirche bieten Händlerinnen Blumen an, ab und zu weht wieder eine Prise Weihrauch zu mir rüber.
Hier ist einer dieser Orte, an denen sich Katholizismus und Mayarituale vereinigen und ein undurchschaubares Gemisch ergeben. Ein herrlicher Mix von Religionen der mich freut und den Papst wohl erzürnen würde. Es ist nicht ganz so doll wie in Chamula, geht aber stark in die Richtung.
Ich aber geniesse es, einfach in der Kirche Platz zu nehmen. So können sich meine Augen etwas entspannen und ich kann die vielen Eindrücke des Marktes in meinem Kopf etwas sortieren.
Wie du nach Chichicastenango kommst
Am einfachsten erreichst du den Ort von Panajachel aus. Dies ist der Hauptort am Lago Atitlan. Von dort fahren an jedem Markttag Busse hin und zurück, alles ganz einfach.
Panajachel ist der touristischste Orte am See und eigentlich nicht wirklich schön. Es gibt aber ganz viele Dörfer rund um den Lago Atitlan, du musst dir nur eines aussuchen und mit der Fähre übersetzen. Hier eine gewisse Zeit zu verbringen lohnt sich wirklich, den der Lago Atitlan ist tatsächlich magisch.
Die Temperaturen sind meist frühlingshaft, der Blick auf die umliegenden drei Vulkane ungetrübt und die Stimmung einfach herrlich entspannt. Hier lässt es sich einige Tage aushalten und geniessen. Ein Bad im See, ein Spaziergang oder einfach eine Hängematte mit Buch und schon fährst du runter. Einige Impressionen?
Wie hat dir der Markt in Chichicastenango gefallen?
7 Kommentare
Step
24. April 2015 um 8:42am schönsten in chichi fand ich auch die stimmung vor der kirche, die mischung aus blumen und weihrauch und die vermischung der traditionen. auch habe ich dort einen poncho erstanden, wo zumindest “hecho en guatemala” eingenäht ist – ob es stimmt, sei dahingestellt, bzw kann es ja auch in guatemala industriell gefertigt worden sein.
lago de atitlan war tatsächlich einer der schönsten seen, die ich je gesehen hab, wie du richtig sagst, war “pana” dabei natürlich nicht das highlight……
jedenfalls schöne bilder!
Sarah
26. April 2015 um 9:24Ja, die Stimmung ist vor der Kirche wirklich am schönsten. Ein richtig schönes Gemisch aus Tradition und Religion.
Lars Kaufmann
26. April 2015 um 11:17Super Artikel und klasse Bilder!! Gefällt mir richtig gut!! Hatte auch immer mal eine weitere Reise geplant und dein Bericht macht auf jeden Fall Lust auf mehr!! Freue mich noch mehr von dir zu lesen!!
Liebe Grüsse aus Gitschberg Jochtal
RWR: Der farbenfrohste Markt Zentralamerikas und 4 umwerfende Orte der Nordinsel Neuseelands |Praktikawelten Magazin
9. Dezember 2015 um 12:51[…] findet der wohl grösste und farbenfrohste Markt Zentralamerikas vor der Kirche Santo Tomás statt. (Quelle) Mit unseren Projekten im Bereich der Freiwilligenarbeit kannst du nicht nur den Markt […]
Marlies und Werner Kastens
20. August 2016 um 12:18Wir haben im Jahre 1968 in San Salvador/El Salvador geheiratet und dort für eine Zeit lang gelebt. Oft sind wir nach Guatemala gefahren, weil das Klima dort angenehmer war und weil es in Guatemala-City auch einen deutschen Metzger gab, wo wir immer mal wieder eingekauft haben. Mehrfach sind wir auf diesen Reisen nach Guatemala auch in Chichicastenango gewesen und am Lago Atitlán. Später haben wir dann zwei Jahre in Managua, Nicaragua gelebt. Wir haben das Alles noch sehr gut in Erinnerung. Jetzt leben wir in Nidda, Hessen und zu unserer Überraschung lernen wir in der Rubrik “Serie Blogger” heute Sie kennen. Natürlich gleich unter Mittelamerika nachgeschaut, was Sie dort erlebt haben. Bei dem Bericht Chichicastenango fühlten wir uns echt in “unsere” Zeit zurück versetzt. Alles scheint dort noch genau so wie vor 50 Jahren. Vielleicht nur noch etwas bunter und noch etwas größer aufgezogen. Danke für diesen herrlichen Bericht und Danke an unseren “Kreisanzeiger” für den Hinweis auf Ihren Reise-Blog!
Viele Grüße Marlies und Werner Kastens
Sarah Althaus
22. August 2016 um 22:12Das freut mich, dass ich mit meinem Artikel ein paar Erinnerungen zurückbringen konnte! Wahrscheinlich hat sich in Chichicastenango tatsächlich nicht sehr viel verändert. Irgendwie auch schöne, oder?
RWR: Der farbenfrohste Markt Zentralamerikas und 4 umwerfende Orte der Nordinsel Neuseelands |Praktikawelten Magazin
13. Juni 2017 um 10:53[…] findet der wohl größte und farbenfrohste Markt Zentralamerikas vor der Kirche Santo Tomás statt. (Quelle) Mit unseren Projekten im Bereich der Freiwilligenarbeit kannst du nicht nur den Markt […]