In jedem Land gibt es sie, diese ganz speziellen Orte. Orte, die mich von Beginn weg faszinieren und nicht mehr so schnell loslassen. Einer dieser Orte ist die Zwillingsvulkaninsel Isla Ometepe in Nicaragua.
Zwillingsvulkaninsel? Was ist denn das nun wieder? Also, die Isla (Insel) Ometepe liegt im Nicaraguasee und besteht eigentlich aus zwei Vulkanen. Mit 270 Km2 ist sie die weltweit grösste vulkanische Insel in einem Süsswassersee. Klein ist die Insel also nicht, es leben schätzungsweise um die 30’000 Menschen darauf.
Bereits die Anfahrt zur Insel ist wunderschön. Diese gestaltet sich per Fähre von San Jorge (Rivas) und während der Stunde Fahrzeit, kommen die beiden Vulkane Concepcion und Maderas immer näher auf mich zu.
Die Fähre legt in Moyogalpa an, was mit Altagracia einer der Hauptorte der Insel ist. Dieser ist klein und nichts besonderes. Auf der ganzen Insel gibt es anscheinend schöne Fincas zum Übernachten, welche auch immer wieder empfohlen werden. Ich bin mittlerweile etwas reisemüde und ganz einfach zu faul, die Anreise ins Nirgendwo auf der Insel zu organisieren. Ausserdem mag ich nicht mit dem Schleppern am Hafen diskutieren, also mache ich mich auf ins Cornerhouse.
Diese Unterkunft ist nur ein paar Meter die Hauptstrasse vom Hafen entlang. Es kann, wie bei den meisten Unterkünften auf der Insel, nicht reserviert werden. Ich bekomme aber ein Zimmer und bin begeistert. Das Cornerhouse ist nicht nur wirklich schön und sauber, es hat auch Hängematten und ein Wahnsinns-Morgenessen inbegriffen! Ja, frühstücke unbedingt im Cornerhouse!
Mein eigentliches Ziel ist es natürlich die Insel zu erkunden. Es gibt einen Bus, der aber unregelmässig uns super langsam fährt. Aus diesem Grund habe ich diesen gleich zum vornherein gestrichen. Aber es gibt an jeder Ecke Touren um die Insel zu buchen. Im Auto, per Motorrad, zum selber fahren oder aber auch – wie ich mich entscheide – mit einem Fahrer. Zumal ich nicht wirklich Motorradfahren kann, ist das Gelände sehr anspruchsvoll und wohl für die wenigsten Europäer:innen geeignet. Es ist nicht wegen Schlaglöchern, sondern weil es teils sehr steil bergauf und natürlich auch wieder runter geht und das alles über Schotterpisten.
Ich lande also bei Elmer Tours und nach einigem Verhandeln ist meine Tour geritzt. Ich habe sie mit Elmer zusammengestellt und so alle für mich interessanten Punkte in die Tour aufgenommen. Für 35 USD fährt mich Elmer einen Tag um die Insel.
Als wir am Morgen starten fällt mir wieder ein, wie sehr ich Motorradfahren mag. Na ja, jedenfalls als Mitfahrerin. Es geht über Stock und Stein, aber Elmer hat das Motorrad im Griff und ich fühle mich gut aufgehoben. Unser erster Stopp ist der San Ramon Wasserfall. Wir können nicht ganz hinfahren und müssen ungefähr noch eine Stunde laufen. Ich bin auf alles vorbereitet, denn ich habe vorher Tripadvisor gecheckt. Und dort haben Leute “von der Wanderung ihres Lebens” geschrieben und es hat sich angehört, als ginge es da extrem steil hoch und verlange einem dieser Trip das Letzte ab.
Innerhalb einer Stunde kommen wir in einem gemütlichen Spaziergang beim Wasserfall an. Ich bin weder ausser Puste, noch habe ich die zwei Liter Wasser angebraucht, die ich extra dafür mitschleppe. Ich bin etwas irritiert. Ich meine, ich bin zwar Schweizerin und daher ist das Wandern wohl in meinen Genen, aber es ist ja nicht so, dass ich ewig in den Bergen rumturne und eine spezielle Wanderkondition hätte. Spoiler: Zurück im Hotel checke ich die Ratings auf Tripadvisor nochmals. Und bei genauerer Betrachtung bemerke ich, dass diese alle von Nordamerikanern stammen, die wohl ansonsten keine fünf Meter ohne Auto zurücklegen. Ich lerne wieder einmal, nicht auf solche Ratings zu vertrauen oder diese wenigstens genauer anzuschauen.
Aber zurück zum Wasserfall. Dieser ist wirklich schön und der Trip lohnt sich. Es fällt zwar wegen der Trockenzeit nicht allzu viel Wasser, am eindrucksvollsten ist er wahrscheinlich in der Zwischensaison wenn es mehr regnet. In der Regenzeit kann man anscheinend nicht bis zum Wasserfall laufen.
Elmer und ich nutzen die Pause zum quatschen. Er erzählt mir alles von seiner Familie, seinen Träumen und auch über das Leben auf der Insel. Als ich ihn auf den geplanten Kanal anspreche, steigert er sich in einen hitzigen Monolog. Ich bemerke, dass ich einen Nerv getroffen habe. Speziell auf der Isla Ometepe, durch die der Kanal führen soll, der das Karibische Meer mit dem Pazifik verbinden soll, ist der Widerstand gross. Obwohl die Mehrheit der Menschen in Nicaragua den Kanalbau befürwortet, sind die Bauern auf der Isla Ometepe dagegen. Sowie auch Elmer. Für sie bedeutet es Enteignungen, Lebensgrundlagen die entzogen werden, Umweltzerstörung. Der Spatenstich wurde zwar gemacht, aber gebaut bisher noch nichts. Interessiert an mehr Infos zum Kanal und dem dubiosen chinesischen Investor? Einen spannenden Artikel gibts bei der FAZ.
Als wir wieder unten sind, fahren wir zum Santo Domingo Beach. Die Strände auf der Insel sind ansonsten nichts Spezielles, aber hier doch sehr schön. Der Wind ist aber stark und daher ist der Tag zum Baden nicht perfekt. Das sollte aber noch folgen. Erstmals ist Mittagessen angesagt.
Danach geht es weiter zum Ojo de Agua. Diese Mineralquellen laden nur so zum Baden ein. Hier lässt es sich wunderbar Entspannen und auch Schwimmen. Der Eintritt kostet 2 USD, es gibt Umkleidekabinen und Getränke. Das Ojo de Auga ist das beliebteste Ausflugsziel auf der Insel und dementsprechend voll ist es meistens. Obwohl sehr schön, für Ruhesuchende gibt es bestimmt bessere Plätze.
Und das wäre beispielsweise das Naturschutzgebiet und die Lagune von Charco Verde. Hierhin verirren sich nur wenige, es ist nicht so windig wie an den meisten anderen Stellen auf der Insel und wirklich sehr schön. Vom Strand aus habe ich eine perfekte Sicht auf den Vulkan Maderas. In und um die Lagune gibt es viele Tiere zu sehen und hören. Affen und Vögel sind die am weitesten verbreiteten hier. Ein wunderschöner Ausflug, den ich nur weiterempfehlen kann.
Von Charco Verde geht es zur letzten Station, wo wir uns den Sonnenuntergang ansehen wollen: Am Punta Jesus Maria, der schon wieder nahe an Moyogalpa ist. Eine Landzunge führt hinaus in den Nicaragua See und die Stimmung ist einfach perfekt. Die Sonne geht langsam unter, ein wundervoller und abenteuerlicher Tag liegt hinter mir und ich beobachte die Fischer dabei, wie sie den Fang des Tages einholen. Ein perfekter Abschluss für einen perfekten Tag in meinem Lieblingsland. Wie sollte das Leben auch schöner sein!
Übrigens, die Vulkane auf der Isla Ometepe kannst du auch besteigen. Und obwohl die Anfahrt zur Isla Ometepe ein bisschen Zeit beantsprucht und vielleicht nicht auf deiner Route liegt, empfehle ich dir ein Abstecher dorthin. Du wirst es nicht bereuen!
Kennst du die Isla Ometepe auch? Wie hat es dir dort gefallen?
Gefällt dir der Artikel? Pinne ihn auf Pinterest!
17 Kommentare
Ingrid
11. August 2015 um 4:26Sehr schöner Bericht, Nicaragua ist auch noch auf meiner Bucket List (die leider sehr, sehr lang ist). Liebe Grüsse aus dem sonnigen Mexiko.
Sarah
11. August 2015 um 8:30Unbedingt, Nicaragua ist einfach ein wunderschönes Land!
tanja
14. August 2015 um 13:26Toller Bericht :)!
Der Ort sieht paradiesisch, fern und exotisch aus ♥
Sarah
16. August 2015 um 15:29Genau so ein Ort ist es auch. 🙂
Amerika Rückblick ins Netz August 2015 | Rapunzel will raus
6. September 2015 um 9:32[…] Blog eine ganze Menge erschienen. Noch einmal habe ich von Nicaragua erzählt. Diesmal von der Isla Ometepe, der Zwillingsvulkaninsel im Nicaraguasee, und was es dort alles zu erleben gibt. Aber auch von Costa Rica gabs einiges zu erzählen: […]
Marit
25. Januar 2016 um 17:59Liebe Sarah,
ich bin gerade über deinen Blog gestolpert und finde ihn super interessant! Ich komme gerade aus Nicaragua zurück, schade, dass ich deine Artikel nicht schon vorher gelesen hatte!! Aber ich kann die Faszination beim Betreten neuer “Erde” absolut nachvollziehen, bei der Isla de Ometepe ging es mir ähnlich! Tolle Bilder, toller Bericht! Liebe Grüße, Marit
Stefanie Schwarz
29. Februar 2016 um 6:05Hi Sarah!
Ich war im Dezember in Nicaragua und dieser Post war echt super-hilfreich, um meine zwei Tage auf Ometepe zu planen. Danke dafür!
Hier noch zwei Tips, wie man Ometepe günstiger erleben kann:
– Ich bin direkt von der Fährenanlegestelle mit dem Chickenbus zum Dorf Altagracias gefahren und habe dort ein total nettes Gästehaus für 5 USD pro Nacht gefunden (Hospedaje Ortiz). Altagracias ist total ruhig und hat mir viel besser gefallen als Matagalpa.
– Eine Tour ist eigentlich nicht notwendig, um die Sehenswürdigkeiten zu sehen, ausser man hat wirklich nur einen Tag Zeit auf der Insel. An meinem ersten Tag bin ich mit einem Leihfahrrad (5 USD pro Tag) zu Ojo de Agua, dem Strand Santo Domingo und zum Aussichtspunkt bei der Finca El Porvenir geradelt. Anstrengend, aber hat sich total gelohnt!
Am zweiten Tag bin ich mit dem Chicken Bus zur Charco Verde gefahren und danach per Anhalter auf einem Pick-Up weiter zur Punta Maria Jesus (das ist in Nicaragua sehr üblich und man wird selten länger als 5-10 Minuten warten müssen).
LG Steffi
Sarah
29. Februar 2016 um 20:44Per Anhalter zu Fahren ist in Nicaragua tatsächlich einfach und ist eine tolle Möglichkeit. Und gerade Ometepe ist eine tolle Möglichkeit, wieder einmal aufs Fahrrad zu steigen (wem es denn nicht zu heiss ist). Ich fahre aber doch sehr gerne Motorrad, von daher war meine Wahl klar. Ometepe ist einfach wundervoll und die Insel bietet für wahrscheinlich alle den richtigen Weg, um sie zu erkunden.
Julia
14. März 2016 um 22:08Hallo Sarah,
ich habe mir gerade mit grossem Interesse deinen Nicaragua-Bericht durchgelesen da dieses Land auch noch auf der Reisewunschliste steht 😉
Eigentlich sind wir riesige SOA Fans- vor allem Indonesien ist unsere zweite Heimat. Zum Reisetauglichkeitstest für unsere kleine Tochter zog es uns dann vor 2 Jahren nach Costa Rica. Ich kann gar nicht verstehen, warum von einem überlaufenden, touristischen Land die Rede ist. Wir haben im November kaum andere Touristen getroffen! Haben allerdings auch die Hauptorte ausgelassen. Wir waren überwältigt von Natur, Tieren und Traumunterkünften! Ich sag nur grün, grün, grün in allen Nuancen 🙂 Gerade für Kinder ein Paradies.
Aber genau das macht mich jetzt stutzig- das hab ich mir in Nicargua noch üppiger und ursprünglicher vorgestellt. Auf deinen Bildern wirkt aber vieles sehr karg und trocken, schon fast steppenhaft!? Lag es an der Reisezeit oder ist Nicaragua einfach weiniger grün?
LG Julia
Sarah
14. März 2016 um 22:33Costa Rica ist tatsächlich ein wunderbares Reiseland. Wie du beschreibst – gerade die Natur ist dort einfach traumhaft. Mittlerweile war ich drei Mal dort und es hat mir immer wieder gefallen. Dennoch ist es mir zu überlaufen. Überlaufen muss hier vielleicht relativiert werden zu “überlaufen für Zentralamerikanische Verhältnisse”. Die Touristischen Attraktionen sind in Costa Rica wirklich übervoll und teilweise nicht mehr schön. Aber man findet auch ganz einfach wunderschöne Flecken, die man dann wiederum fast für sich alleine hat. Die Nicoya Halbinsel ist ein gutes Beispiel dafür. Kilometerlange Strände die wunderschön sind und eigentlich auch nicht überfüllt. Trifft man aber auf Menschen, sind es mit Garantie auch Touristen, die sich dann halt in den Ortschaften sammeln. Ticos leben kaum mehr dort. Das ist es was mir nicht gefällt. In Nicaragua war ich zur Trockenzeit und ja, dann ist es da natürlich nicht so grün. Aber natürlich kommt es auch immer darauf an, wo genau man hingeht, Nicaragua ist ja dann doch ziemlich gross.
Julia
17. März 2016 um 19:24Hallo Sarah,
Ich freu mich grad riesig über Deinen Artikel. Im Mai werde ich mich auf machen nach Nicaragua und Ometepe steht auf alle Fälle auf meinem Plan. Bin schon ganz aufgeregt. Wie lange warst Du unterwegs? Und wie erging es Dir? Viele Freunde sind total geschockt,wenn ich erzähle,dass ich allein durch dieses Land will, weil alle denken, Frau allein in Mittelamerika ist quasi Selbstmord. Hattest Du, abgesehen von Managua vlt,Angst? Fandest Du es gefährlich, hast Du besonders aufpassen müssen? Da es die häufigste Reaktion ist, bin ich erwarte verunsichert. Da täte ein bisschen Feedback von einer Frau, die das schon gemacht hat, wirklich gut 🙂
Liebe Grüsse und danke für die vielen Tipps!
Julia
Sarah
19. März 2016 um 18:10Ich bin ungefähr einen Monat durch Nicaragua gereist und insgesamt 3 Monate durch Zentralamerika. Ich hatte keine Probleme alleine als Frau dort zu reisen. Mehr als “die üblichen” Sicherheitsmassnahmen brauchst du eigentlich nicht, ich habe auch nicht mehr veranlasst. Meine Zeit dort war toll und ich habe sie voll genossen. Eine schöne Reise wünsche ich dir!
Julia
25. April 2016 um 9:30Vielen lieben Dank für Deine Deine Antwort. Ich freue mich riesig auf die Reise!
Katharina
8. Juni 2016 um 18:02Liebe Sarah,
Ganz toller Bericht, danke! Ich überlege seit einer Weile wo ich meinen 3 wöchigen Sommerurlaub verbringen könnte. Ich habe schon etwas Reiseerfahrung und überlaufene Länder sowie Haupttouristensehenswürdigkeiten interessieren mich nicht mehr so sehr. Nicaragua hört sich super an!
Weisst du zufällig ob es sich auch Mitte August bis Mitte September dort gut reisen lässt? Da ist ja eigentlich Regenzeit… Aber die verschiebt sich ja mit dem Wandel mittlerweile in vielen Ländern…
Vielen Dank und viele Grüsse
Katharina
Sarah
8. Juni 2016 um 19:48Liebe Katharina. Nicaragua ist ein super Land und es lohnt sich ganz bestimmt hinzufahren!
Amerika Rückblick ins Netz August 2015 | Rapunzel will raus
8. August 2016 um 20:46[…] Blog eine ganze Menge erschienen. Noch einmal habe ich von Nicaragua erzählt. Diesmal von der Isla Ometepe, der Zwillingsvulkaninsel im Nicaraguasee, und was es dort alles zu erleben gibt. Aber auch von Costa Rica gabs einiges zu erzählen: […]
17 Ungewöhnliche Backpacking-Reiseziele für 2017
6. Januar 2017 um 12:08[…] Off the path: So wird Backpacking in Nicaragua sicher und unvergesslich! ★ Rapunzel will raus: Isla Ometepe: Zwillingsinsel im Nicaragua-See Blogtipps zu Honduras: ★ World on a budget: Honduras – mehr als das Land der tödlichsten […]