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Zu Besuch bei Schellen-Ursli in Guarda

Einer der vielen schönen Brunnen in Guarda.

Fast egal von wo in der Schweiz man anreist, der Kanton Graubünden ist weit weg. Es dauert eine Weile, bis man die Berge und Täler einer der schönsten Kantone der Schweiz erreicht. Wortwörtlich fährt man über und durch viele Berge, vorbei an vielen Seen. Graubünden will verdient sein. 

Auch wir haben fast drei Stunden hinter uns, als wir in Guarda ankommen. Aber das sich die Fahrt gelohnt hat, wissen wir bereits, als wir aus dem Auto aussteigen und uns das erste Mal bewusst umsehen – und umhören. Nicht einfach nur, dass die Aussicht auf die umliegenden Engadiner Berge atemberaubend ist, es sind auch keine störenden Geräusche zu hören. Es herrscht Ruhe, kein Auto fährt vorbei, keine störende Strasse. Nur Vogelgezwitscher und die Geräusche der Natur. Wir entspannen uns bereits, bevor wir überhaupt richtig angekommen sind. Sind das nicht gute Vorzeichen?

Stimmungsvolle Sicht auf das Dörfchen Guarda in Graubünden.

Stimmungsvolle Sicht auf das Dörfchen Guarda in Graubünden.

Unser Plan für dieses Wochenende besteht aus Natur erkunden, Baden und auf den Spuren von Schellen-Ursli zu wandern. Was denn, du kennst den Ursli etwa nicht? Ich werde dir gleich mehr darüber erzählen. Erstmal aber checken wir im Hotel Meisser ein. Wir machen es uns in den heimeligen Zimmer gemütlich und lassen uns beim Abendessen mit einem 4-Gang Menü verwöhnen.

Am nächsten Morgen starten wir auch gleich mit unserem Programm, wir haben nämlich viel vor. Wie schon angetönt – Guarda ist die Heimat des Schellen-Ursli und in der Schweiz ein Dorf, das weithin bekannt ist. Nach „Heidi“ ist der Schellen-Ursli das zweit meist verkaufte Kinderbuch der Schweiz. Hier ist der Ursli tatsächlich in jeder Kinderstube zu finden. Aber worum geht es da eigentlich?

Auf zum Schellen-Ursli Weg in Guarda.

Auf zum Schellen-Ursli Weg in Guarda.

Im Ober- und Unterengadin wird bis heute am Brauch des „Chalandamarz“ festgehalten. Jedes Jahr am 1. März begrüsst die Jugend des Dorfes mit Schellengeläut und Peitschenknallen den Frühling und vertreibt den Winter. In der Geschichte bekommt Ursli die kleinste Glocke, worauf er von den anderen Jungen ausgelacht wird. Er erinnert sich aber an die schöne, grosse Kuhglocke, die er in der Alphütte im Maiensäss gesehen hat. Kurzentschlossen macht er sich im tiefsten Schnee auf den Weg, um sich diese Glocke zu holen. Als er auch Nachts nicht zurückkehrt, sucht das ganze Dorf nach ihm. Ursli erlebt unterdessen einige Abenteuer. Wenn du wissen willst, ob Ursli dann doch noch mit der grossen Glocke am Chalandamarz teilgenommen hat, dann liest du am besten das Buch oder schaust dir die Verfilmung von 2015 an.

Um genau dieser Geschichte wieder etwas näher zu kommen, begeben wir uns frühmorgens auf den Schellen-Ursli Weg, der gleich in Guarda startet. Der Weg wurde 2016 neu eröffnet und ist 3.6 Km lang. Er ist einfach zu begehen, aber zeitweise doch überraschend steil. Unterwegs sind überall Stationen aufgebaut, an welchen man der Geschichte des Schellen-Ursli nahe kommt. Es gibt Memories, kleine Hängebrücken, ein Schneefeld zu überqueren oder die Glockenverteilung wird thematisiert. Es ist ein wundervoller Familienweg, welchen wir an diesem Morgen ganz für uns alleine haben. Wir geniessen die Ruhe, die Sicht auf Guarda und die wundervolle Morgenstimmung. Von zauberhaften Nebelfeldern bis zum strahlenden Sonnenschein erleben wir alles. Besonders schön ist der Zwischenhalt beim „Lajet“, dem Seeli, welches besonders idyllisch liegt.

Zurück in Guarda besuchen wir das Schellen-Ursli Museum, welches Einblick in verschiedene Szenen der Kindergeschichte gibt. Hier lassen sich einige interessante Utensilien des damals täglichen Lebens im Graubünden bestaunen. Das Museum liegt gleich gegenüber des Hotel Meisser und kann kostenlos besucht werden.

Unterwegs auf dem Schellen-Ursli Weg in Graubünden.

Unterwegs auf dem Schellen-Ursli Weg in Graubünden.

Es gibt verschiedene Stationen, die erkundet werden können.

Es gibt verschiedene Stationen, die erkundet werden können.

Wer kriegt die grösste Glocke?

Wer kriegt die grösste Glocke?

Wundervolle Aussichten auf dem Schellen-Ursli Weg.

Wundervolle Aussichten auf dem Schellen-Ursli Weg.

Schellen-Ursli findet nach Hause....

Schellen-Ursli findet nach Hause….

Wir legen im Hotelgarten die Füsse hoch und machen es uns auf den Liegestühlen bequem. Dabei bestaunen wir – wie schon den ganzen Morgen – die vor uns aufragenden Gipfel und können uns wieder einmal kaum sattsehen an der wunderschönen Umgebung.

Am Nachmittag treffen wir uns mit Maria-Louise Meier, welche uns das Dorf Guarda näher bringen will. Sie führt uns durchs Dorf und schon zu Beginn weg ist ihre Liebe zu Guarda zu spüren. Sie ist ein wandelndes Lexikon und versorgt uns nicht einfach nur mit Jahreszahlen, sondern gibt Geschichten und Anekdoten aus dem Dorfleben zum besten. Sie zeigt uns die sieben Brunnen in Guarda, welche früher Treffpunkt der Bevölkerung und Mittelpunkt des sozialen Lebens waren. Ebenso weiss sie vieles zu den speziellen Engadiner Häuser zu erzählen. Diese wurden immer als Wohn- und Arbeitshaus gebaut. Nicht nur die Familien wohnten da, ebenso wurden Tiere in Ställen beherbergt, Vorratskammern gebaut und ein Heuboden angelegt.

Besonders schön an den Engadinerhäusern sind die Hausmalereien und Sgraffito Ornamente. Dafür sind sie weitherum bekannt. Erker und geschnitzte Haustore zieren die Häuser, Malereien können auf der Aussenseite bewundert werden.

Der idyllische Dorfkern von Gurada.

Der idyllische Dorfkern von Gurada.

Durch Guarda zu spazieren, lässt uns staunen. Das Dorf hat 1975 den Wakkerpreis – welcher vom Schweizer Heimatschutz verliehen wird – für seine beispielhafte Pflege des Dorfbildes erhalten. Bei unserem ersten Rundgang durch Guarda waren wir noch der Meinung, dass es wie in einem Museum aussieht, so unwirklich erschien uns der wundervolle Dorfkern. Bei genauerem Hinschauen merken wir aber, dass Guarda lebt. Die Fassaden sind nicht einfach für Touristen aufgemalt. Zwar lebt das Dorf weitgehend vom Tourismus, aber hier liegt meine Betonung auf „lebt“. 70 Häuser gibt es hier, bewohnt von Menschen, die ihr Dorf lieben und pflegen. Alte Bräuche werden ins moderne Leben eingebettet und ergeben ein beispielhaftes Zusammenleben von früher und heute.

Die schönen Türen der Engadiner Häuser...

Die schönen Türen der Engadiner Häuser…

Fassade in Guarda, Graubünden.

Fassade in Guarda, Graubünden.

Einer der vielen schönen Brunnen in Guarda.

Einer der vielen schönen Brunnen in Guarda.

Guarda

Guarda

Spaziergang durch Guarda.

Spaziergang durch Guarda.

Die Weiten des Engadins

Wir machen uns auf die Umgebung zu erkunden. Da wir mit dem Auto unterwegs sind, haben wir den Luxus, einfach loszufahren. Was also kann man alles erleben in der Umgebung? Wir landen schlussendlich in Ardez, einem der Nachbardörfer, wo wir den Markt besuchen. So viele Engadiner Spezialitäten werden angeboten! Wie wäre es mit einem Stück Bündner Nusstorte? Vom Dorf sehen wir die Ruine der Burg Steinsberg, wo wir natürlich gleich hochsteigen und die Aussicht geniessen. Wieder einmal ein herrliches Plätzchen gefunden!

Sicht auf Ardez.

Sicht auf Ardez.

Die weiten des Engadins.

Die weiten des Engadins.

Wir erspähen Kanufahrer auf dem Nachhauseweg und wollen natürlich gleich wissen, wo sie herkommen. Also geht es weiter an den Fluss Inn, einer der wenigen Flüsse in der Schweiz, an denen ich noch nicht war. Der Fluss führt durch die Schweiz, Österreich und fliesst bei Passau in die Donau. Tatsächlich sehen wir weitere Kajakfahrer auf dem doch recht wilden Fluss. Wir kämpfen uns durch den Weg am Fluss entlang, übersteigen einige umgestürzte Bäume, geniessen aber dann – wiederum ganz alleine – die Schönheit des Inn und der Umgebung.

Am Inn im Engadin.

Am Inn im Engadin.

Wir wollen die Gegend aber noch etwas weiter erkunden und fahren bis nach Scuol. Das Wetter kann hier schnell umschlagen und von strahlendem Sonnenschein zu Gewitterwolken wechseln. So sehr ich schönes Wetter mag, mit Nebel und Wolken sehen die Gebirgstäler irgendwie erst so richtig mystisch aus. Bei einem Halt beim Schloss Tarasp auf dem Weg nach Scuol wird uns die Schönheit solcher Wetterlagen erst richtig bewusst, als wir einfach dastehen und staunen. Die Gegend fasziniert uns und wir wissen schon jetzt, dass wir wiederkommen.

Stimmungsvolle Nebelbilder aus Scuol.

Stimmungsvolle Nebelbilder aus Scuol.

Die Burg Tarasp in der Nähe von Scuol.

Die Burg Tarasp in der Nähe von Scuol.

Blick auf Scuol.

Blick auf Scuol.

Erst gehts aber noch etwas zum Entspannen und wir gönnen uns einen Nachmittag in der Bäderlandschaft des Bogn Engiadina (ja, hier wird Rätoromanisch gesprochen!). Auch im schönen Aussenbad ist die umliegende Bergkulisse immer vor Augen und macht das Ganze Erlebnis so noch einmal spezieller. Für uns ein krönender Abschluss unserer Tour durchs Unterengadin.

Informationen

  • Anfahrt: Aus Zürich 2.5-3 Stunden mit Autoverlad Vereina oder über den Flüelapass. Mit dem Zug 2.22 Stunden mit Umsteigen in Landquart
  • Übernachtung: Hotel Meisser in Guarda, EZ ab 120 CHF, DZ ab 205 CHF
  • Viele Wanderungen in der Umgebung möglich, Informationen gibt bei graubuenden.ch oder auf guarda.ch
  • Zu Schellen-Ursli findest du hier ganz viele Infos und Angebot.
  • Willst du auch noch etwas entspannen? Dann empfehle ich dir Bad und Sauna in Scuol.

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Zu Besuch bei Schellen-Ursli in Guarda

**Ich wurde von Graubünden Ferien und Tourismus Engadin Scuol Samnaun Val Münstair unterstützt. Vielen Dank dafür. Meine Meinung bleibt davon wie immer unbeeinflusst.**

Über die/den Autor/in

Früher als soloreisende Backpackerin, bin ich heute am liebsten mit der ganzen Familie unterwegs. Ich lebe, reise und arbeite auf der ganzen Welt und geniesse es, Jürgen und unsere Kids immer mit dabei zu haben. Mein Herz schlägt für Hawaii, Kryptowährungen und Schokoladeneis. Mein Ziel ist finanzielle Freiheit für mich und meine Familie.

4 Kommentare

  • Step
    18. August 2017 um 8:41

    Das Engadin hab ich auch als besonders urig und schön in Erinnerung. …als nicht – Schweizer sagt mir der ursli zwar überhaupt nix aber in guarda adlez und scuol waren wir auch. haben die Gegend damals mit dem Fahrrad erkundet, inn radweg von maloja nach Innsbruck. …war traumhaft aber auch nicht un anstrengend. …

    Antworten
    • Sarah Althaus
      19. August 2017 um 12:48

      Irgendwie kann man dort echt alles machen: Wandern, Fahrradtouren, Biken, Kayakfahren… Wer gerne in der Natur unterwegs ist, wird dort ohne Zweifel glücklich!

      Antworten
  • Miuh
    18. August 2017 um 17:06

    In Guarda habe ich als Kind idyllische Ferien verbracht, in einer Ferienwohnung im Dorfkern. Dort (und in den umliegenden Bergen) bin ich zum ersten Mal freiwillig gewandert und wollte nicht mehr aufhören ab all den schönen Bergwiesen, Bergbächen, Aussichten auf Berge und Gletscher… Und gerade heute Morgen habe ich gedacht, ich würde das Dorf gerne wieder eimal besuchen. Wenn ich das hier so sehe, wäre ich auch heute nicht enttäuscht. Liebe Grüsse, Miuh

    Antworten
    • Sarah Althaus
      19. August 2017 um 12:47

      Enttäuscht wärst du bestimmt nicht in Guarda! Es ist wirklich wunderschön und die Umgebung hat alles, was Wanderherzen höher schlagen lässt!

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